Nachricht 10. März 2022

Eine Nachricht von Christian Sewing zu unserer Strategie und dem heutigen Investorentag

Die folgende Nachricht vom CEO Christian Sewing wurde an alle Mitarbeiter der Deutschen Bank gesendet

Liebe Kolleginnen und Kollegen, 

monatelang haben wir in allen Bereichen unserer Bank auf unseren heutigen Investorentag hingearbeitet, damit wir Investoren, Analysten, Journalisten und natürlich Ihnen allen ein überzeugendes Konzept für den weiteren Weg unserer Bank präsentieren können. 

Nun steht dieser Tag, wie so vieles anderes auch, im Schatten des russischen Angriffs auf die Ukraine. Wir verurteilen diese völkerrechtswidrige Aggression aufs Schärfste. Unsere Gedanken sind bei den Menschen in den Kriegsgebieten und ihrem schrecklichen Leid ebenso wie bei den vielen Geflüchteten, die ihre Heimat verlassen müssen und nicht wissen, ob sie je wieder dorthin zurückkehren können. Und wir denken ganz besonders an unsere Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine, aber auch in Russland.  

Wir wissen heute nicht, welche genauen Auswirkungen dieser Krieg haben wird. Niemand kann das Ausmaß, in dem die Krise die Wirtschaft, unsere Kunden und damit auch uns als Bank treffen wird, vollständig abschätzen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass wir die Risiken früh im Auge hatten. Wir haben uns schon im vergangenen Jahr auf verschiedene Szenarien vorbereitet und unser Engagement in Russland deutlich zurückgefahren. Daher sind unsere Risiken mit Blick auf Russland heute sehr begrenzt. Details dazu haben wir am Mittwochabend veröffentlicht. 

Wichtig sind uns in diesem Zusammenhang zwei Aspekte: Zum einen werden wir unseren Kunden partnerschaftlich zur Seite stehen und für sie Teil der Lösung bleiben. Wir werden oft gefragt, warum wir uns nicht komplett aus Russland zurückziehen. Die Antwort darauf ist, dass dies unserem Selbstverständnis widersprechen würde. Wir haben Kunden, die sich nicht von heute auf morgen aus Russland verabschieden können. Und diese werden wir auch in dieser schwierigen Phase nach Möglichkeit unterstützen.  

Zum anderen gibt es aber viele Geschäfte, die wir künftig nicht mehr machen werden. Wir werden konsequent alle Sanktionen umsetzen. Es ist unsere allererste Pflicht, die Bundesregierung und ihre internationalen Partner bei ihrer konsequenten Haltung und allen Maßnahmen zu unterstützen. Dazu stehen wir als Deutsche Bank ohne Wenn und Aber. Es muss unser aller Aufgabe sein, Demokratie und Freiheit zu verteidigen. Das ist das Beste, was die demokratische Welt jetzt tun kann, um die Stabilität der Weltwirtschaft und langfristigen Wohlstand zu sichern. 

In dieser Situation zahlt es sich umso mehr aus, dass wir unsere Bank in den vergangenen vier Jahren auf ein solides Fundament gestellt haben. Wir gehen sehr stabil und widerstandsfähig in diese schwierige Phase für die Weltwirtschaft. Wir haben in den vergangenen Jahren – und gerade auch in der Corona-Pandemie – immer wieder bewiesen, dass wir mit solch einem Umfeld umgehen können.   

Wir stehen heute viel besser da als 2018: Wir haben eine robuste Bilanz, eine starke Kernkapitalquote, reichlich Liquidität, ein erstklassiges Risikomanagement und wir haben unsere Kontrollen gestärkt. Zudem sind wir nachhaltig profitabel, sodass wir auch mögliche Rückschläge abfedern können. Wobei sich diese bisher nicht abzeichnen: Nach dem erfolgreichen Jahr 2021 sind wir auch sehr gut in das neue Jahr gestartet und liegen aktuell auf Kurs, 2022 die angestrebte Rendite auf das materielle Eigenkapital von 8 Prozent zu erreichen. 

Vor allem aber haben wir unsere Balance wiedergefunden. Nach Jahren erfolgreicher Transformation wissen wir, dass unsere Strategie die richtige ist. Und wir wissen ganz genau, wofür unsere Bank steht und wohin unser Weg führen soll. Wir haben ein klares Leitbild vor Augen – und dieses Leitbild ist das der Globalen Hausbank unserer Kunden. Sie kennen diesen Begriff bereits, denn schon das Buch zum 150-jährigen Jubiläum unserer Bank vor zwei Jahren hatte diesen Titel. Und tatsächlich haben wir in den vergangenen Jahren bereits auf dieses Zielbild hingearbeitet. Aber wir können uns hier weiter verbessern – um unsere Kunden noch stärker zu unterstützen und so als Bank selber zu wachsen. Genau diese Ambition steht im Zentrum des heutigen Investorentags. 

Was zeichnet eine Globale Hausbank aus? Warum ist dieses Leitbild so wichtig für uns? 

Eine Globale Hausbank ist eine Bank, die für Unternehmen, institutionelle Investoren, Privat- und Vermögenskunden in allen Finanzfragen der erste Ansprechpartner ist – mit einem globalen Netzwerk und lokaler Expertise, mit einem einzigartigen Risikomanagement, einer herausragenden Lösungs- und Produktkompetenz sowie moderner Technologie.  

Kurz gesagt: Die Globale Hausbank ist ein verlässlicher Partner in jeder Lage. Und wohl zu keinem Zeitpunkt seit dem Fall der Berliner Mauer wurde ein solcher Partner mehr gebraucht als im aktuellen Umfeld, das von Unsicherheit und Volatilität geprägt ist. Wenn Bill Gates 1994 sagte, dass es eines Tages noch Bankdienstleistungen brauchen werde, aber keine Banken mehr, so stellt sich die Situation heute anders dar: Das Angebot an Finanzdienstleistungen ist zwar so groß und die Palette der Anbieter so breit wie nie zuvor. Aber es braucht eben weiterhin Banken, die Unternehmen wie institutionelle und private Kunden eng durch eine zunehmend komplexe Welt begleiten. Wir erleben daher eine Renaissance der Beratung, des klassischen Bankgeschäfts.   

Dabei sehen sich unsere Kunden nicht nur der schwierigen geopolitischen Lage gegenüber, sondern auch makroökonomischen Verschiebungen, wie es sie seit Jahrzehnten nicht gegeben hat: Die Phase expansiver Geld- und Fiskalpolitik muss früher oder später zu Ende gehen. Hohe Schulden und die alternde Gesellschaft bringen Staaten weltweit an ihre Grenzen. Parallel dazu müssen unsere Kunden die Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft bewältigen und mit dem immer schnelleren technologischen Fortschritt mithalten.  

Wir wollen die Bank sein, die in dieser schwierigen Phase voller komplexer Herausforderungen Teil der Lösung für unsere Kunden ist. Wir glauben, dass wir dafür bessere Voraussetzungen haben als so gut wie jede andere Bank in Europa. Wir haben die nötige Expertise, die Produkt- und Lösungskompetenz und sind global bestens vertreten. Unsere Kunden schätzen es, dass wir so stark in Amerika und Asien sind. Beide Regionen stehen gemeinsam für mehr als 30 Prozent unserer Erträge.  

Und wir sind überzeugt, dass uns diese Positionierung großes Potenzial erschließt, um in den kommenden Jahren stärker als der Markt zu wachsen.  

Deswegen gehen wir heute trotz aller geopolitischen Unsicherheiten mit Selbstvertrauen in unseren Investorentag. Es geht nicht um eine völlig neue Strategie, sondern um eine Evolution dessen, was wir in den vergangenen Jahren erfolgreich gemacht haben. Wir haben ein starkes Fundament geschaffen, und aus unserer Aufstellung mit vier bestens positionierten Geschäftsbereichen ergeben sich Chancen. Darauf aufbauend werden wir skizzieren, was wir in den nächsten Jahren erreichen wollen.  

Im Mittelpunkt stehen dabei vier Ziele: 

  • Wir streben ein durchschnittliches jährliches Ertragswachstum von 3,5 bis 4,5 Prozent an – also eine ähnliche Wachstumsrate, wie wir sie in unserer Kernbank bereits in den vergangenen Jahren erreicht haben. Damit würden wir im Jahr 2025 ein Ertragsniveau von rund 30 Milliarden Euro pro Jahr erreichen. 
  • Um dahin zu kommen, werden wir gezielt in unsere Stärken investieren – in Technologie und unsere Kontrollen, in Expertise und Produkte und in Wachstumsbereiche wie Nachhaltigkeit. Den Raum hierfür schaffen wir, indem wir unsere Komplexität weiter reduzieren und die so freiwerdenden Mittel in das Geschäft reinvestieren. Bis Ende 2025 streben wir ein Aufwand-Ertrag-Verhältnis von weniger als 62,5 Prozent an. 
  • Investieren werden wir vor allem in den Bereichen, in denen wir überdurchschnittliche Renditen erzielen können. Dadurch erwarten wir einen deutlichen Anstieg unserer Profitabilität. Bis Ende 2025 wollen wir eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von mehr als 10 Prozent erreichen – eine bedeutende Marke, da wir damit erstmals seit vielen Jahren wieder unsere Kapitalkosten übertreffen würden. 
     

Wenn uns dies alles gelingt, werden wir in der Lage sein, in den nächsten Jahren in erheblichem Ausmaß Kapital aufzubauen. Damit wollen wir zum einen – und das ist das vierte Ziel – für die Jahre 2021 bis 2025 durch Dividenden und Aktienrückkäufe insgesamt acht Milliarden Euro an unsere Aktionäre ausschütten. Zum anderen wollen wir auch einen erheblichen Teil dieser Mittel klug in unser Geschäft investieren, um weiteres Wachstum über das Jahr 2025 hinaus zu ermöglichen. Denn auch für diese Zeit haben wir schon eine klare Richtung für unsere Bank im Kopf: Wir wollen ein europäischer Marktführer sein, der eine aktive Rolle in der Bankenkonsolidierung auf unserem Kontinent spielen kann. 

Sie können unseren heutigen Investorentag live mitverfolgen. Unter diesem Link finden Sie die Registrierung. Im Verlauf des Jahres werden wir unsere Investoren zu weiteren Veranstaltungen einladen, auf denen wir dann über die strategischen Pläne der einzelnen Geschäftsbereiche und unsere Nachhaltigkeitsstrategie informieren. 

Da wir wissen, dass Veränderungen wie diese, aber auch das aktuelle Umfeld viele Fragen aufwerfen, stehe ich am kommenden Montag, dem 14. März, um 13 Uhr, eine Stunde lang für Ihre Fragen bereit. Die Einladung zu dieser „Ask-me-Anything“-Veranstaltung erhalten Sie in einer separaten E-Mail. 

Liebe Kolleginnen und Kollegen, auch wenn der heutige Tag nicht in einem Umfeld stattfinden kann, wie wir es uns ursprünglich erhofft hatten, so bleibt er doch ein weiterer Meilenstein. Der Investorentag ist der Auftakt in eine neue Phase – eine Phase, in der Effizienz, Investitionen und insbesondere Wachstum im Mittelpunkt stehen werden. Wir sind entschlossen, die Erfolge der vergangenen Jahre fortzuschreiben, und wir haben die besten Voraussetzungen dafür. 

Erfolgreich werden wir aber nur dann sein, wenn jede und jeder Einzelne von uns einen Beitrag leistet, um noch besser zu werden. Gemeinsam können wir viel erreichen, das haben wir in den vergangenen Jahren bewiesen. Dafür sind wir im Vorstand Ihnen sehr dankbar.  

Nun gilt es, genauso entschlossen und voller Kraft weiterzugehen und das Beste herauszuholen – für unsere Kunden, für unsere Aktionäre und für unsere Bank als Ganzes.  

Herzliche Grüße 

Ihr Christian Sewing 

 

 

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