Nachricht 8. Februar 2022

Rede von Christian Sewing auf dem digitalen Neujahrsempfang 2022

– Es gilt das gesprochene Wort –

Sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Kundinnen und Kunden, liebe Freunde der Deutschen Bank

auch ich möchte Sie noch einmal ganz herzlich zu unserem Neujahrsempfang begrüßen.

Man sagt ja scherzhaft, dass etwas, das man zweimal wiederholt, zur Tradition wird. Und beim dritten Mal ist es Brauchtum. Meine Damen und Herren, wir hoffen sehr, dass dieses Format nicht zum Brauchtum wird, sondern wir uns nächstes Jahr wieder persönlich treffen können.

Wir haben aber, so glaube ich, das Beste aus der schwierigen Situation gemacht – und ich freue mich sehr auf das Programm heute Abend – ganz besonders natürlich auf unseren Ehrengast, den Bundesfinanzminister Christian Lindner.

Die Welt wird instabiler

Anke Hallmann und Karl von Rohr haben ja gerade schon über die globalen Herausforderungen gesprochen und es ist sehr interessant für mich zu sehen, welche Risiken Sie besonders hoch einschätzen. Wir merken, wie viel Bewegung in der Bewertung dieser Risiken ist – und das zeigt vor allem, wie schnell sich die weltpolitische Lage verändert.

Als wir uns im vergangenen Jahr zum Neujahrsempfang getroffen haben, habe ich eine ziemlich zuversichtliche Rede gehalten: Ich war optimistisch für die wirtschaftliche Entwicklung, hatte Hoffnung auf eine Entspannung in den geopolitischen Beziehungen und war zuversichtlich, dass mit den damals frisch gestarteten Impfprogrammen die Pandemie zurückgedrängt werden könnte.

Tatsächlich hat sich die Weltwirtschaft 2021 gut erholt, und unsere Volkswirte gehen auch für dieses Jahr wieder von einem deutlichen Wirtschaftswachstum aus. Viele Unternehmen kommen viel besser durch die Krise als befürchtet. Deswegen stehe ich auch heute als Optimist vor Ihnen, was die kurz- und mittelfristige wirtschaftliche Entwicklung angeht.

Fakt ist aber auch, dass sich einige Hoffnungen nicht erfüllt haben – und das liegt nicht nur daran, dass Corona weiter unsere Leben beeinflusst. Die Welt ist ein Stück unsicherer und konfrontativer geworden. Sinnbildlich dafür steht für mich ein Bild bei der Eröffnung der Olympischen Winterspiele am vergangenen Freitag: Der chinesische Präsident Xi und IOC-Präsident Thomas Bach standen allein auf der Tribüne, nicht umringt von anderen Staatsoberhäuptern, wie es sonst bei der Eröffnung üblich ist. Ich würde mir wünschen, dass wir bald wieder Olympische Spiele sehen, bei denen sich Politiker aller Länder bei der Eröffnung die Hände reichen können.

Davon sind wir gerade leider weit entfernt. Nicht die Macht der Diplomatie, sondern Konfrontation scheint das Gebot der Stunde. Das wohl grellste Zeichen dieser Konfliktbereitschaft sehen wir derzeit an der östlichen Grenze der Ukraine. Selbst wenn dieser Aufmarsch an Militärmacht vielleicht nur die Ukraine destabilisieren und uns im Westen einschüchtern soll, so ist er doch ein unmissverständliches Signal: Wir leben in einer neuen globalpolitischen Epoche. „Das Ende der Geschichte”, wie der amerikanische Politologe Francis Fukuyama 1992 schrieb, ist endgültig vorbei. Seine Idee vom unaufhaltsamen Vormarsch der liberalen Demokratie als dominierendes Gesellschaftsmodell hat sich nicht bewahrheitet.

Das ist sehr bedauerlich, denn ich bin fest davon überzeugt, dass eine demokratische Grundordnung das Gesellschaftsmodell ist, das die Rechte der Menschen UND ihren Wohlstand am besten sichern kann. Eine Grundordnung, die es zu verteidigen gilt. Gerade wir in der Bundesrepublik Deutschland wissen doch ganz besonders zu schätzen, welche Werte Demokratie, Freiheit und soziale Marktwirtschaft darstellen.

Leider, meine Damen und Herren, ist dieses Gesellschaftsmodell auf dem Rückzug. Etwas mehr als drei Jahrzehnte nach dem Fall der Berliner Mauer wird der Lebensraum der liberalen Demokratie immer kleiner. Jedes Jahr veröffentlicht der Economist seinen viel beachteten Demokratieindex. Ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis in diesem Jahr. Aber es ist zu befürchten, dass es nicht besser sein wird als im vergangenen Jahr, als gerade mal 23 von 167 Ländern als uneingeschränkt demokratisch eingestuft wurden.

Das spielt auch für uns Unternehmen eine wichtige Rolle. Wir sind auf gesellschaftlichen Konsens angewiesen. Stattdessen werden aber auch unsere Grundwerte vielerorts in Frage gestellt, und wir müssen uns gleichzeitig immer wieder dafür rechtfertigen, dass wir auch in Ländern aktiv sind, die eben keine demokratische Grundordnung haben. Das ist ein Dilemma aller globalen Unternehmen.

Ich bin allerdings davon überzeugt, dass in dieser Welt der Regionalisierung und Fragmentierung gerade globale Unternehmen mit einem starken Wertesystem nach innen wie nach außen ein Bindeglied in konfrontativen Zeiten sein können und müssen. Wir, die Deutsche Bank, beschäftigen Menschen aus 151 Nationen weltweit, Menschen aller großen Religionen und aller Hautfarben. Und, meine Damen und Herren, wir sind stolz auf diese Vielfalt.

Wenn ich das sage, tue ich das als Optimist, weil ich davon überzeugt bin, dass wir uns als Menschheit in die richtige Richtung weiterentwickeln werden.

Aber wer seinen Optimismus wahren möchte, muss auch Risiken erkennen und verstehen. Und Fakt ist: Auch wirtschaftlich sehen wir uns einer Reihe von Herausforderungen gegenüber, die wir so seit langem nicht erlebt haben. Die hohen Inflationsraten, der Zusammenbruch von Lieferketten, die weitere Fragmentierung der Weltwirtschaft: Wir stehen vor einem Jahrzehnt mit Volatilitäten, wie wir sie seit vielen Jahren nicht mehr gesehen haben. Die Lösung hierfür kann nicht sein, dass immer der Staat eingreift. Wir müssen für diese Risiken selbst Lösungen finden, und deswegen ist es wichtig, dass wir sie klar benennen.

Die Inflation, das verkannte Problem

Das möchte ich heute tun – und lassen Sie mich mit dem Thema starten, das uns alle seit vielen Monaten besonders umtreibt: die weltweit steigende Inflation.

Lange Zeit schien es so, als könnten die globalen Notenbanken noch so viel Geld drucken, ohne dass sich die Preise bewegen. Wir alle wissen, dass das eine Illusion war. Schließlich steigen die Preise vieler Vermögenswerte seit vielen Jahren.

Was wir aber über Jahrzehnte nicht mehr gesehen hatten, war eine erhöhte Inflation der Konsumentenpreise. Ich möchte hier nicht den „Bundestrainer am Morgen” spielen, der im Nachhinein natürlich weiß, wie man alles hätte anders machen sollen: Aber zumindest haben wir von der Deutschen Bank schon 2019 auf die wachsenden Gefahren hingewiesen, und ich war schon im Sommer letzten Jahres fest davon überzeugt, dass uns die Inflation länger und stärker beschäftigen wird, als uns lieb sein kann.

Alles, was ich schon damals sah und hörte, sprach gegen ein baldiges Ende der Preisspirale. Gerade in den Gesprächen mit Ihnen, unseren Kundinnen und Kunden, waren die Kostensteigerungen spätestens seit Ausbruch der Pandemie im Jahr 2020 ein großes Thema. Und die Ursachen dafür waren und sind offensichtlich nicht temporärer Natur.

Inzwischen schlägt die Inflation auf alle Bereiche unseres Lebens durch. Und mehr und mehr wird deutlich, dass wir es mit einer strukturellen Inflation zu tun haben. Während der Fokus derzeit auf den großen Steigerungen der Energiepreise liegt, haben wir es am Arbeitsmarkt in vielen Segmenten mit heftigen Lohnsteigerungen zu tun – von den globalen Metropolen bis in die deutsche Provinz. Dazu hat Corona maßgeblich beigetragen. Selbst Mittelständler auf dem Land, die sich über Jahrzehnte der Loyalität ihrer Mitarbeiter gewiss sein konnten, verlieren heute reihenweise Fachkräfte, weil finanzstarke Unternehmen aus dem In- und Ausland sie mit höheren Gehältern und permanentem Home-Office locken.

Wir müssen uns einmal vor Augen halten, was hier gerade passiert: War die Gehaltsinflation über viele Jahrzehnte niedrig, weil der globale Arbeitsmarkt immer größer wurde, können nun Arbeitskräfte, die bislang an einen Ort gebunden waren, global agieren und so höhere Gehälter fordern. Das gilt vor allem für gut ausgebildete Fachkräfte im IT-Bereich und im Ingenieurwesen; sie können unter einer viel größeren Zahl an Arbeitgebern wählen. Auch das, meine Damen und Herren, ist ein Paradigmenwechsel.

Der Druck auf uns Arbeitgeber wird noch dadurch vergrößert, dass in vielen Ländern inzwischen der Nachwuchs am Arbeitsmarkt fehlt. Auch diese Herausforderung dürfen wir auf keinen Fall unterschätzen –Politik und Wirtschaft müssen sie gemeinsam angehen. Denn eins ist klar: Fehlende Arbeitskräfte bedeuten weniger Wachstum.

In den USA haben im vergangenen Jahr 45 Millionen Menschen ihren Job gekündigt – so viele wie nie zuvor. Christiana Riley wird dazu später mehr berichten können. Die Folgen dieser „Great Resignation“, wie es die Amerikaner nennen, sind auch dort zu spüren, wo die Löhne niedrig sind. Vor den Küsten von Los Angeles und Long Beach liegen immer noch rund 100 Containerschiffe, die nicht entladen werden können, weil es an Hafenarbeitern fehlt. 

Weltweit warten sogar etwa 600 Schiffe vor den Häfen. Laut dem jüngsten „Kiel Trade Indikator“ des Instituts für Wirtschaftsforschung sind global elf Prozent der verschifften Güter von diesem Stau betroffen. Eine schier unglaubliche Zahl, wie ich finde – und eine Zahl mit Folgen. Denn die Knappheit ist ein weiterer Preistreiber.

Die steigenden Preise sind auch ein Resultat der Veränderungen in den globalen Lieferketten. Auch hier war die Pandemie ein Augenöffner, hat sie uns doch schmerzlich gezeigt, wie fragil scheinbar perfekte Lieferketten sein können. Es gibt heute kaum einen Wirtschaftsbereich, in dem es nicht an Material oder Komponenten mangelt. Die Engpässe auf der Angebotsseite sind so gravierend, dass sie an den Ölpreisschock in den 70er-Jahren erinnern.

In einer Hinsicht stellen sie die damaligen Ereignisse sogar in den Schatten. Während die 70er-Jahre von einem Angebotsschock geprägt waren, spielen nun auch die Verzerrungen auf der Nachfrageseite eine Schlüsselrolle. Angefacht von staatlichen Billionen-Ausgaben hat die weltweite Konsum-Nachfrage nie da gewesene Dimensionen erreicht. Allein die US-Regierung hat in der Corona-Pandemie insgesamt rund sechs Billionen Dollar in die Wirtschaft gepumpt. Zum Vergleich: Der Zweite Weltkrieg hat die Vereinigten Staaten – in heutigen Preisen – etwas mehr als fünf Billionen Dollar gekostet.

Um hier keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die Regierungen haben weltweit einen hervorragenden Job gemacht, als es darum ging, die Wirtschaft schnell und pragmatisch vor einer Corona-Depression zu schützen. Aber jetzt müssen wir darüber nachdenken, wie wir aus der Abhängigkeit von gigantischen Fiskalprogrammen und einer lockeren Geldpolitik wieder rauskommen. 

Neujahrsempfang-2022-Podium

Podium auf dem digitalen Neujahrsempfang 2022: v.l. Jörg Eigendorf, Christian Sewing, Karl von Rohr, Anke Hallmann

Die Zinswende muss kommen

Meine Damen und Herren, ich habe Ihnen einige Risiken aufgezählt, die ich im Jahr 2022 für vorrangig halte – neben der großen Herausforderung, die Pandemie nach zwei Jahren hinter uns zu lassen. All diesen Risiken ist eins gemein: Sie erhöhen den Druck auf die Preise.

Wenn das aber so ist, dann werden wir schon bald höhere Zinsen haben müssen, wenn die Inflationserwartungen nicht in die Höhe schießen sollen. Die Notenbanken weltweit werden gegensteuern müssen. In den USA gilt es als ausgemacht, dass die Federal Reserve im März zum ersten Mal die Zinsen anhebt. Bis Jahresende erwarten unsere Volkswirte mindestens drei weitere Schritte. Und auch die EZB wird nachziehen müssen. Unsere Ökonomen zählten zu den ersten, die von einer Zinserhöhung noch in diesem Jahr ausgingen.

Mit ihrer Kommunikation am vergangenen Donnerstag hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Tür für einen solchen Schritt zumindest schon einmal aufgeschlossen. Nachdem die Euro-Zone de facto mehr als ein Jahrzehnt zinsfrei gelebt hat, würde ich hier von einem historischen Wendepunkt sprechen – mit tiefgreifenden Auswirkungen auf Devisen, Zinsen und Kredite. Nicht ohne Grund sind die Zehn-Jahres-Renditen deutscher Bundesanleihen nach mehr als zweieinhalb Jahren im Negativbereich nun erstmals wieder über die Nulllinie geklettert.

Es ist klar, dass diese Adaption an die neue Zinswelt, die ja eigentlich eine normale ist, nicht ohne Friktionen von statten gehen wird. Friktionen bedeuten Volatilität. Viel hängt also davon ab, wie die Notenbanken es schaffen, Inflations- und Markterwartungen zu steuern.

Dabei sehen sich die Zentralbanken einer besonderen Herausforderung gegenüber, und das sind gewaltige Schuldenberge. Weltweit waren Unternehmen, Staaten und Privatpersonen Ende 2020 so hoch verschuldet wie nie zuvor – mit insgesamt 226 Billionen US-Dollar. Und wir können jetzt schon sicher sagen, dass es 2021 weiter nach oben ging.

Diese Schuldenlast ist auf Dauer schlicht nicht tragbar und ein ständiger potenzieller Brandherd für die weltweiten Finanzmärkte. Das verdeutlicht, wie wichtig solide Staatsfinanzen sind – eine Aussage, die in den vergangenen Jahren manche schon als altmodisch abtun wollten.

Die nachhaltige Transformation als Chance begreifen

Wir leben also in einer Welt, die volatiler und unsicherer geworden ist – politisch wie wirtschaftlich. Das fordert uns sehr, dafür müssen wir eng zusammenarbeiten.

Wenn wir den Blick nach vorn wenden, kommt noch ein weiterer Megatrend auf uns zu, der Umbrüche bringt und Anpassung zwangsläufig macht, der aber auch große Chancen bietet: Es geht um die Transformation zu einer digitalen und nachhaltigen, von Kohlenstoff unabhängigen Wirtschaft. Auch hier stehen tektonische Verschiebungen bevor, die Wirtschaft wird sich bis 2050 neu sortieren.

Warum 2050? Weil sich weltweit Staaten, Unternehmen, Finanzinstitute und Fondsgesellschaften verpflichtet haben, bis dahin zu einer fast CO2-freien Welt zu kommen.

Ich weiß, dass viele noch meinen, dass das nur Lippenbekenntnisse sind. Nicht-Regierungsorganisationen kritisieren, dass die Ambitionen nicht groß genug seien. Und Klimawandel-Skeptiker, von denen es immer noch einige gibt, halten Nachhaltigkeit für eine Modewelle, die irgendwann wieder vorbei geht.

Meine Damen und Herren, aus meiner Sicht ist beides falsch. Wenn ich allein sehe, was sich gerade in unserer Bank tut, welche Diskussionen wir inzwischen intern führen, um nicht nur den CO2-Ausstoß sondern auch andere Faktoren im Umweltschutz und im Bereich der Menschenrechte in unsere Entscheidungsprozesse zu integrieren – dann kann ich mit viel Überzeugung sagen: Es verändert sich gerade etwas grundlegend.

Und ich weiß, dass wir hiermit nicht alleine sind. Ich weiß aus meinen vielen Gesprächen mit Ihnen, unseren Kunden, dass auch Sie sich tiefgreifende Gedanken machen, wie wir uns auf diese neue Welt einstellen können. Wie Sie nach Wegen suchen, um Ihre Risiken gut steuern und gleichzeitig Ihr Geschäft weiterentwickeln zu können – natürlich nicht nur, aber eben auch im Bereich Nachhaltigkeit. Ich weiß, wie entschlossen Sie sind, den Wandel anzunehmen und sich für die Zukunft erfolgreich aufzustellen.

Wir wollen dabei an Ihrer Seite stehen. Ich höre in diesen Tagen immer wieder die Frage, ob wir bereit seien, demnächst noch bestimmte Industrien zu finanzieren. Das beginnt mit energieintensiven Unternehmen, von denen wir viele in Deutschland haben. Es geht über die Bauwirtschaft bis hin zur Rüstungsindustrie, die fürchtet, komplett von Finanzierungen abgeschnitten zu werden.

Dazu kann ich nur sagen: Wir als Deutsche Bank haben unsere Werte, unsere Regeln, unsere Prinzipien. Dazu gehört aber auch, unsere Kunden bei ihrer Transformation zu begleiten, um gemeinsam die Basis für eine erfolgreiche Zukunft zu schaffen. So wie wir in der Corona-Pandemie der Wirtschaft geholfen haben, wollen wir auch bei der Transformation Ihrer Geschäftsmodelle zu mehr Nachhaltigkeit Teil der Lösung sein.

Wir sind überzeugt, dass Deutschland und Europa alles mitbringen, um ein weltweit führender Wirtschaftsstandort zu bleiben. Ich kann es deshalb nicht genug betonen: Wir als Deutsche Bank sind entschlossen, mit Ihnen gemeinsam die Antworten auf die Herausforderungen dieser Zeit zu finden. Wir stehen bereit mit unserer Produkt- und Lösungskompetenz, unserem globalen Netzwerk und unserer einzigartigen Expertise im Risikomanagement.

Wir wollen Ihr Risikomanager, wir wollen Ihre Globale Hausbank sein.

Die Deutsche Bank als starker Partner

Meine Damen und Herren, genau dieses Selbstverständnis können Sie von der Deutschen Bank in allen Bereichen erwarten.

Die Voraussetzung dafür ist, dass wir selbst wirtschaftlich stark sind. Das ist die Basis für alles, was wir tun.

Deshalb freue ich mich besonders, Ihnen heute sagen zu können, dass unsere Transformation seit Mitte 2019 die Ergebnisse gebracht hat, die wir uns erhofft hatten. Wir haben bislang alle unsere Ziele erreicht, wir haben fast alle Kosten unseres Umbaus verdaut und wir wachsen wieder nachhaltig profitabel – so profitabel, dass wir in diesem Jahr wieder Kapital an unsere Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten können.

In Zahlen heißt das: Wir haben vor zwölf Tagen für 2021 einen Vorsteuergewinn von 3,4 Milliarden Euro bekannt gegeben. Nach Steuern stand ein Überschuss von 2,5 Milliarden Euro. Das ist der höchste Nettogewinn unserer Bank seit zehn Jahren.

Besonders erfreulich ist dabei, dass dieser Aufschwung auf einer breiten Basis steht: Wir sind 2021 in allen Geschäftsbereichen gewachsen – also der Unternehmensbank, der Investmentbank, der Privatkundenbank und der Vermögensverwaltung. Das zeigt uns, dass es richtig war, unser Geschäft im Juli 2019 auf diese vier starken Säulen zu stellen, die sich auf das konzentrieren, was wir besonders gut können und was Ihnen, unseren Kunden, am meisten nützt.

Diese Besinnung auf unsere Stärken ist die Basis dafür, dass wir nun wieder wachsen. Und wir sind voller Zuversicht, dass wir den Wachstumskurs in den nächsten Jahren fortsetzen werden. 

Aber natürlich ist Wachstum kein Selbstzweck. Wirklich gut sind unsere Ergebnisse nur dann, wenn auch Sie mit uns zufrieden sind.

Dass Sie uns vertrauen und wieder mehr Geschäft mit uns machen, ist die Grundlage für unsere Fortschritte der vergangenen Jahre. Wir sind Ihnen sehr dankbar – und besonders dankbar sind wir Ihnen dafür, dass Sie auch in schwierigen Zeiten zu uns standen.

Heute können wir mit einem gesunden Selbstvertrauen sagen, dass wir an einem Punkt stehen, an dem wir auf allen Ebenen vorankommen und an dem sich die positiven Effekte gegenseitig verstärken.

Kaum etwas macht dies so deutlich wie ein Blick auf unsere Kreditratings. Dank der Fortschritte bei unserer Transformation haben uns 2021 alle drei führenden Ratingagenturen hochgestuft, also Moody’s, Fitch und S&P. Das hat es so noch nie gegeben. Und das steigert nicht nur die Moral unserer Mitarbeiter und stärkt unsere Marke – wir profitieren davon insbesondere auch am Kapitalmarkt, wo der Aktienkurs steigt und unsere Refinanzierungskosten deutlich gesunken sind. 

Ausblick

Diese positive Dynamik gibt uns viel Rückenwind – und den können wir gut gebrauchen. Wir haben in diesem Jahr viel vor, wollen unsere Transformation abschließen und ein weiteres Versprechen einhalten, indem wir eine Eigenkapitalrendite von 8 Prozent nach Steuern erreichen.

Wie gesagt: Gewinn ist kein Selbstzweck, sondern die Basis dafür, Sie auch in Zukunft mit aller Kraft und Stärke begleiten zu können. Als Globale Hausbank ist es unser Anspruch, Ihre Bedürfnisse zu erfüllen und bei allen kleineren wie größeren Herausforderungen Teil der Lösung zu sein. Wir wollen die Bank sein, die mit Ihnen gemeinsam wächst.

Natürlich denken wir auch darüber nach, wie es nach 2022 für uns weitergehen wird, welche Schwerpunkte wir in unserem Geschäft setzen wollen und welche Ziele wir uns vornehmen.

Genaueres dazu werden wir am 10. März auf unserem Investorentag bekanntgeben, den wir ebenfalls im Internet übertragen werden. Sie sind selbstverständlich herzlich dazu eingeladen.

Europa braucht die Banken- und Kapitalmarktunion

Klar ist aber zugleich, dass wir es nicht allein in der Hand haben, wie erfolgreich wir in Zukunft sein werden und was wir für unsere Kunden leisten können. Um langfristig Erfolg zu haben, brauchen wir auch ein Regulierungsumfeld, das die Wettbewerbsfähigkeit deutscher und europäischer Banken sichert. 

Und insbesondere brauchen wir einen geeinten europäischen Bankenmarkt und eine Kapitalmarktunion in Europa. Nur so können wir die Voraussetzungen dafür schaffen, den Wandel und das nachhaltige Wachstum zu finanzieren, das wir für unseren Wohlstand und unsere Demokratie brauchen. Eine europäische Banken- und Kapitalmarktunion ist wohl das günstigste Wachstumsprogramm, das Europa derzeit verfolgen kann.

Um dieses Wachstum zu entfachen, brauchen wir aber auch große und starke Banken in Europa, die auf dem Kapitalmarkt für ihre Kunden agieren können. Oder wollen Sie die Zukunft der europäischen Wirtschaft komplett in die Hände ausländischer Banken legen?

Als Deutsche Bank muss es unser Anspruch sein, dass wir auf einem europäischen Kapitalmarkt führend sind. Deutschland ist die größte und stärkste Volkswirtschaft des Kontinents, unsere Wirtschaft ist so global wie keine zweite in Europa und sie verfügt über eine Vielzahl von Weltmarktführern. Eine solche Wirtschaftsstruktur braucht starke Banken.

Mit Blick darauf haben wir zuletzt sehr ermutigende Signale aus Brüssel bekommen. Die neue Finanzmarktkommissarin Mairead McGuinness zeigt sich entschlossen, den einheitlichen europäischen Markt voranzutreiben. Die gleiche Entschlossenheit wünsche ich mir von der Bundesregierung. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung heißt es, die Banken- und Kapitalmarktunion sei zu vertiefen. Jetzt gilt es, diesen Worten Taten folgen zu lassen.

Auch deshalb freue ich mich ganz besonders, dass gleich unser Bundesfinanzminister zu uns spricht.

Vielen Dank.

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