Nachricht 27. April 2022

Eine Nachricht von Christian Sewing zu den Ergebnissen des 1. Quartals 2022

Die folgende Nachricht vom CEO Christian Sewing wurde an alle Mitarbeiter der Deutschen Bank gesendet

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Krieg in der Ukraine hat in den vergangenen Monaten alles überschattet und schreckliches Leid über die Menschen in dem Land gebracht. Wir haben diese Invasion, die so weitreichende Bedeutung hat, sehr klar und unmissverständlich verurteilt. Wir sind dabei, unser Geschäft in Russland herunterzufahren. Gleichzeitig haben wir uns als Bank, so wie viele von Ihnen auch persönlich, auf vielfältige Weise für die Opfer des Krieges, für Geflüchtete und auch für unsere Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine eingesetzt. Für Ihre großartige Hilfsbereitschaft und Ihre Solidarität möchte ich Ihnen herzlich danken.

Wir haben als Bank in den vergangenen Wochen und Monaten bewiesen, dass wir in besonders schwierigen Zeiten besonders gut sind. Mit unserem erstklassigen Risikomanagement und dem Fokus in allen vier Geschäftsbereichen haben wir all das gezeigt, was eine Globale Hausbank ausmacht, wie wir sie am 10. März auf unserem Investorentag vorgestellt haben: Wir haben unsere Expertise, unsere führenden Produkte und Lösungen sowie unser globales Netzwerk in den Dienst unserer Kunden gestellt. Wir haben ihnen geholfen, ihre Risiken zu steuern, und kurz- und längerfristige Finanzierungen ermöglicht, die sie in dieser Phase dringend brauchen. Und wir unterstützen die Politik: einerseits, indem wir die Sanktionen gegen Russland ohne Wenn und Aber umsetzen; andererseits, indem wir uns zu den wirtschaftlichen Folgen dieses Krieges austauschen.

Unsere Bank selbst ist so stabil und widerstandsfähig wie seit vielen Jahren nicht. Unsere Zahlen für das erste Quartal machen das deutlich: Trotz des schwierigen Umfelds haben wir unsere Erträge gegenüber einem bereits starken Vorjahr noch einmal gesteigert, und zwar auf 7,3 Milliarden Euro. Da wir zudem die Kosten weiter senken konnten, haben wir mehr Gewinn erzielt als im Vergleichszeitraum des Vorjahres: Der Vorsteuergewinn stieg um 4 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro, das Nettoergebnis lag mit 1,2 Milliarden Euro 18 Prozent höher. Damit war der Jahresauftakt der beste seit 2013. Auf diese Leistung können wir alle stolz sein.

Besonders erfreulich ist, dass unser Wachstum einmal mehr auf einer breiten Basis steht. Im ersten Quartal haben alle vier Kerngeschäftsbereiche im Vergleich zum Vorjahresquartal sowohl die Erträge als auch ihren Gewinn gesteigert:

  • In der Unternehmensbank konnten wir das Geschäftsvolumen trotz der schwierigeren Märkte weiter steigern. Das spiegelt sich in einem höheren Kreditvolumen wider, das auf Quartalssicht um 3 Milliarden Euro und gegenüber dem Vorjahresquartal um 8 Milliarden Euro wuchs. Das Zinsumfeld hat sich in vielen Regionen weiter verbessert – mit der Folge, dass wir die noch bestehenden negativen Effekte der Niedrigzinsen in der Eurozone in den USA, in Asien, im übrigen Europa, in Nahost und Afrika mehr als ausgleichen konnten. Insgesamt steigerte die Unternehmensbank ihre Erträge so um 11 Prozent. Weil zudem die zinsunabhängigen Aufwendungen um 7 Prozent sanken, gelang uns vor Steuern ein Gewinnanstieg um ein Viertel.
  • In der Investmentbank stieg der Vorsteuergewinn gegenüber dem starken Vorjahresquartal noch einmal leicht um 1 Prozent an. Die Erträge legten sogar um 7 Prozent zu, da der Bedarf unserer Kunden im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen deutlich wuchs. Dies konnte einen Ertragsrückgang im Beratungs- und Emissionsgeschäft mehr als ausgleichen. Die Nachfrage der Kunden war hier aufgrund der unsicheren geopolitischen und wirtschaftlichen Lage über fast alle Branchen hinweg gedämpft. Eine Ausnahme war der Bereich Fusionen und Übernahmen (M&A), der die Erträge um mehr als 80 Prozent steigerte.
  • Die Privatkundenbank konnte die negativen Effekte der niedrigen Euro-Zinsen auffangen und die Erträge steigern. Das verdankte sie auch dem seit mehreren Quartalen beständig steigenden Neugeschäft. Insgesamt wuchsen die Erträge um 2 Prozent. Dies lag in erster Linie an einem Plus von 4 Prozent in der Internationalen Privatkundenbank, aber auch die Privatkundenbank Deutschland konnte ihre Erträge steigern. Der Vorsteuergewinn im Privatkundengeschäft, der um mehr als die Hälfte zulegte, war der höchste in einem Quartal, seit wir unsere Transformation gestartet haben – ein deutlicher Beleg, dass wir unsere Effizienz hier verbessert haben. Einen weiteren Schritt hierzu haben wir Mitte April gemacht, als vier Millionen Postbank-Kunden, die ausschließlich Sparprodukte nutzen, auf die Deutsche-Bank-Plattform überführt wurden. Bis Anfang nächsten Jahres sollen sämtliche Kundenverbindungen der Postbank folgen.
  • In der Vermögensverwaltung sank das verwaltete Vermögen infolge des Kursrutsches an vielen Märkten erstmals seit acht Quartalen wieder, und Anleger zogen netto 1,0 Milliarden Euro aus DWS-Produkten ab. Dies war aber vorwiegend Abflüssen bei Geldmarktprodukten mit niedriger Marge geschuldet. Ohne diese verbuchte die DWS erneut Nettozuflüsse von 5,7 Milliarden Euro, insbesondere auch im margenstärkeren Geschäft mit aktiv gesteuerten Misch- und Aktienfonds sowie passiven und alternativen Anlagen. Anlageprodukte mit ESG-Bezug steuerten 1,1 Milliarden Euro bei. Zudem stiegen die Einnahmen aus Verwaltungsgebühren deutlich, sodass die Erträge im Vorjahresvergleich um 7 Prozent zunahmen und der Vorsteuergewinn um 12 Prozent wuchs.

Unsere Einheit zur Freisetzung von Kapital (Capital Release Unit) rundet das positive Bild ab: Hier konnten wir sowohl die Verschuldungsposition als auch die risikogewichteten Aktiva im ersten Quartal erneut reduzieren. Gleichzeitig haben wir die Kosten weiter verringert, wodurch der Verlust vor Steuern im Vergleich zum Vorjahresquartal um 17 Prozent sank.

All dies sind beeindruckende Ergebnisse; wir haben in einer schwierigen Zeit unsere Stärken gezeigt. Und dabei ist es uns auch gelungen, weiterhin diszipliniert bei unseren Ausgaben zu sein. Wir konnten die bereinigten Kosten ohne Umbaukosten und Bankenabgaben um weitere 3 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro senken. Rechnet man Währungseffekte heraus, betrug der Rückgang sogar 5 Prozent. Dazu trug unter anderem bei, dass sich unsere Investitionen in eine effizientere Technologie zunehmend auszahlen. Diese Disziplin werden wir auch in den kommenden Monaten brauchen.

Und natürlich müssen wir auch die wachsenden Risiken im Auge haben. Die globalen Konjunkturaussichten trüben sich ein, während die Inflationsraten weiter steigen. Das spiegelt sich auch in unseren Ergebnissen wider: Wir haben unsere Risikovorsorge im Kreditgeschäft im ersten Quartal angehoben. Zwar sehen wir noch keine größeren Zahlungsausfälle, aber wir sind so besser gewappnet, um mögliche Ausfälle in der Zukunft auffangen zu können. Dabei wissen wir um die hohe Qualität unseres Kreditbuchs, um unser starkes Risikomanagement und um unsere solide Kapitalbasis. Ende des ersten Quartals lag unsere harte Kernkapitalquote (CET1) mit 12,8 Prozent weiter über unserem Mindestziel von 12,5 Prozent.

Wir sind davon überzeugt, dass wir auch für schwierigere Zeiten gut gerüstet sind. Der gute Jahresauftakt gibt uns weitere Zuversicht, dass wir unsere Ziele für das laufende Jahr erreichen werden. Mit einer Nachsteuerrendite auf das materielle Eigenkapital von 8,1 Prozent lagen wir im ersten Quartal über unserem Zielwert von 8 Prozent zum Jahresende.  Und das Aufwand-Ertrag-Verhältnis lag mit 73 Prozent nicht mehr weit über unserem Ziel von 70 Prozent – obwohl wir nahezu die gesamten Bankenabgaben für das Jahr in den ersten drei Monaten verbucht haben und diese deutlich höher ausfielen als im Vorjahr.

Dieser geschäftliche Erfolg ist die unabdingbare Voraussetzung dafür, dass wir unserer Verantwortung für unsere Kunden, die Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes gerecht werden können.

Alle gemeinsam haben wir Großartiges geschafft – wie in jedem Quartal, seit wir Mitte 2019 unsere neue Strategie verkündeten. Im März haben wir die nächste Etappe eingeläutet, für die wir uns erneut viel vorgenommen haben. Umso wichtiger ist es, dass wir einmal mehr bewiesen haben, dass wir unsere ehrgeizigen Ziele erreichen können.

Herzliche Grüße
Ihr Christian Sewing

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