Barranquilla, Columbien

An Städten führt kein Weg vorbei

Wie können wir den Klimawandel effektiv bekämpfen? Lange Zeit standen Nationalstaaten und ihre Klimaziele im Fokus. Doch als bedeutende Verursacher und zugleich Opfer der Klimakrise sind Städte zuletzt stärker ins Scheinwerfer-Licht gerückt.

So zum beispielsweise auf der jüngsten Klimafolgen-Konferenz in Glasgow im November 2021, wo eine Gruppe von Bürgermeister:innen zeigte, welche Hebelwirkung ihre Projekte für ein besseres Klima haben. Die Verantwortlichen machten deutlich, dass „der Weg zu einer grünen, gerechten und wohlhabenden Zukunft mit Maßnahmen und Investitionen in den Metropolen der Welt beginnt.“

Städte spüren den Klimawandel stärker

Climate crisis is compromising cities’ stability

Wir spüren den Klimawandel schon – am meisten in den Städten. Beton, Metall und Glas reflektieren Hitze und erwärmen ihre Umgebung. Auch Wasserknappheit und eine zunehmende Luftverschmutzung drohen das Leben in vielen Städten unerträglich zu machen.

Die Klimakrise macht mehr als die Hälfte der Großstädte (58 Prozent) anfällig für Naturkatastrophen. Überschwemmungen, Stürme und Dürre führen die Liste an. Inwieweit Städte künftig überhaupt noch bewohnbar sein werden, beleuchtet unser Experte Markus Müller.

Die Zahlen machen deutlich, wie groß das Problem ist: Derzeit leben schätzungsweise 680 Millionen Menschen in niedrig gelegenen Küstengebieten, und diese Zahl wird bis 2050 voraussichtlich auf über eine Milliarde ansteigen.

Bei einem Anstieg des mittleren globalen Meeresspiegels um zwei Meter bis zum Jahr 2100 werden wohl mehr als 180 Millionen Menschen umsiedeln müssen.
Auch für die Weltwirtschaft hätte das gravierende Folgen: Der Anstieg des Meeresspiegels und Überschwemmungen könnten bis zum Ende des Jahrhunderts 14,2 Billionen US-Dollar kosten.

Städte sind Motoren der modernen Welt – und massive Treibhausgas-Verursacher

Städte und Metropolregionen haben 2019 fast 70 Trillionen US-Dollar des globalen Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet. Aber diese Leistung erzeugt eben auch massive Treibhausgasemissionen. Dahinter steckt an erster Stelle der Energieverbrauch von Haushalten, gefolgt von Dienstleistungen und Industrie, Bauwirtschaft und Mobilität.

Wie können Städte ihren CO2-Ausstoß senken, wie können wir Städte für die Zukunft planen? Es gibt dafür längst zahlreiche Beispiele, wie die Waldstädte in China und Malaysia, oder Masdar City in den Arabischen Emiraten, die die nachhaltigste Stadt der Welt werden will. In der Nähe von Peking wird eine Stadt komplett aus Holz gebaut. Und wenn Küstenstädte untergehen, sollen die Menschen in schwimmende Städte ziehen. An solchen Konzepten wird vielerorts gearbeitet. Die Philippinen bauen ganz offiziell einen Ersatz für ihre Hauptstadt. Die neue Stadt soll 100 Kilometer von der Küste entfernt liegen und für Erdbeben und andere Naturkatastrophen gerüstet sein.

Problem erkannt – Problem gebannt?

Sind diese Modellstädte, die sehr oft von renommierten Architekturbüros gebaut werden, eine Kopiervorlage für alle Städte auf der Welt? Wahrscheinlich nicht – das legen schon die immensen Kosten nahe. Viele der Ansätze lassen sich wohl nicht in sehr großem Maßstab für eine urbane Bevölkerung von mehreren Milliarden Menschen umsetzen. Ihr Wert liegt aber sicherlich in der Erforschung verschiedener Zukunfts-Modelle.

Lösungen für gewachsene Städte?

In unserem aktuellen Dossier blicken wir auf bereits bestehende und gewachsene Städte. Wie sehen hier effektive Antworten auf die Klimakrise aus? Alan Organschi, Architekt und Direktor des Innovationslabors von Bauhaus Erde, ist ein wichtiger Pionier und Befürworter der Holzbauweise – auch in großem Maßstab. In unserem Interview macht er sehr deutlich, dass die Gebäude in europäischen Städten aber eigentlich zu gut sind, um sie abzureißen und neu zu bauen. Nachhaltiger sei es, in den Bestand zu investieren.

Energetische Sanierungen in Madrid

Eine Denkweise, die Madrid längst umsetzt. Die spanische Hauptstadt will bis 2050 klimaneutral werden. Ihre größten Treibhausgasverursacher sind Gebäude – mit großem Abstand. Daher unternimmt die Stadt große Anstrengungen, um ältere Immobilien energetisch zu sanieren und gleichzeitig die Lebensbedingungen in sozial benachteiligten Gemeinden wie dem Barrio del Aeropuerto zu verbessern. Für unseren Kollegen Alvaro Pino von der Deutschen Bank in Spanien ist es gerade diese unmittelbare Verbesserung der Lebenssituation vieler Menschen, die ihn so stolz auf das Projekt macht.

Artenvielfalt in Barranquilla

Options for reducing your carbon footprint

In Kolumbien spielt noch ein anderer Aspekt eine Rolle: die Artenvielfalt. Kolumbien ist nach Brasilien das Land mit der größten Arten-Vielfalt der Welt. Präsident Iván Duque-Márquez hat den Erhalt der biologischen Vielfalt auf die politische Agenda gesetzt und die Initiative „BiodiverCities by 2030" ins Leben gerufen. Gemeinsam mit dem Weltwirtschaftsforum und dem Alexander-von-Humboldt-Institut will Kolumbien zeigen, wie Stadtentwicklung und Natur in Einklang gebracht werden können und wie Städte dabei widerstandsfähiger gegenüber dem Klimawandel werden können.

Barranquilla, Kolumbiens wichtigste Hafenstadt an der Karibikküste, forstet seine Mangroven-Wälder auf. Gleichzeitig soll die Bevölkerung an der Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt mitwirken. Der Bürgermeister und sein Team haben uns erzählt, welchen Aufwand sie dafür betreiben.

Den einen Masterplan gibt es nicht

Wer sich mit Städten in der Klimakrise befasst, erkennt schnell: Den einen Masterplan gibt es nicht. Es gilt herauszufinden, welche Maßnahmen schnell und effektiv wirken, und das hängt ab von der Bausubstanz, der geografischen Lage, der Wirtschaft vor Ort und welche Bedeutung die Stadt in der jeweiligen Region hat.

Investitionen und Technologie für nachhaltige Städte

Für alle gilt: Nachhaltigkeitsprojekte müssen finanziert werden. Grüne Anleihen sind auch für Städte ein sehr guter Weg, ihre Vorhaben zu finanzieren, meint unsere Expertin aus dem Investmentbanking, Claire Coustar. Neben den Finanzen spielt innovative Technik eine wichtige Rolle für mehr Nachhaltigkeit. Und auch hier sind Banken aktiv, indem sie nachhaltige Innovationen finanzieren.

Im hessischen Bad Hersfeld testet die Firma UI derzeit Straßenlampen, die dank künstlicher Intelligenz und passend zum Wetter mal heller, mal weniger hell leuchten. Und darüber hinaus können Passanten die Beleuchtung mit ihren Smartphones steuern. Eine Straßenlampe an- und ausknipsen – finden Sie spannend? Dann schauen Sie sich unsere aktuelle Kunden-Geschichte an.

Sonja Dammann

Sonja Dammann

… ist aufgewachsen in Twistringen, Niedersachsen. Dies ist einer der Gründe, warum sie Großstädte so anziehend findet. Es ist nie langweilig und es kann immer etwas Zufälliges passieren! Da Städte Orte von Kreativität und Austausch sind, ist sie zuversichtlich, dass vor allem hier gute Ideen zur Bekämpfung der Klimakrise entstehen.

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