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3. Dezember 2020
Nicht alle Behinderungen sind auf den ersten Blick erkennbar
Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung sprechen drei Mitarbeitende der Bank über die Herausforderung, mit einer „unsichtbaren“ Behinderung zu leben und zu arbeiten
„Ich stelle mir vor, dass Behinderung schon sehr bald ein selbstverständlicher Teil unseres täglichen Lebens und Arbeitens ist und nicht als Sonderthema behandelt wird. Das würde allen die Möglichkeit geben, ganz sie selbst zu sein und sich wirklich einbezogen zu fühlen“, sagt Michael Morley. Er setzt sich für mehr Teilhabe und Inklusion in der Deutschen Bank ein und unterstützt das Mitarbeiternetzwerk dbEnable in Großbritannien und Irland. Anlässlich des Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung beleuchtet die Bank das Thema Inklusion besonders: Tun wir genug? Ist es ein nachgeordneter Gedanke oder Teil unserer Entscheidungsprozesse?
Mit der Unterstützung ihres Mitarbeiternetzwerks dbEnable setzt sich die Deutsche Bank für ein inklusives und unterstützendes Arbeitsumfeld für Menschen mit Behinderung ein. Manche davon sind sichtbar, manche aber auch nicht auf den ersten Blick erkennbar. Die Bank stellt der jeweiligen Behinderung entsprechend angepasste barrierefreie Arbeitsplätze zur Verfügung. Flexibles Arbeiten aus gesundheitlichen Gründen oder aufgrund einer Behinderung war bereits lange vor der Corona-Pandemie möglich. Um die Kommunikation barrierefreier zu gestalten, setzt das Unternehmen verstärkt auf die Verwendung von Untertiteln, Zeichensprache und Formaten, die sich für automatisches Vorlesen (Screenreader) eignen.
Drei Menschen, die für unsere Bank arbeiten, sprechen über die Herausforderung, mit einer Behinderung, die auf den ersten Blick nicht erkennbar ist, zu leben und zu arbeiten:
Grace aus der IT-Abteilung der Deutschen Bank in Großbritannien leidet unter einem hochgradigen Hörverlust auf beiden Ohren; ohne ihre Hörgeräte hört sie überhaupt nichts. Um die Geräusche, die die Hörgeräte verstärken, zu verarbeiten, liest sie ihrem Gegenüber von den Lippen ab. Die Corona-Pandemie hat die Probleme noch verschlimmert. Wenn alle Leute Masken tragen, kann Morris nicht von den Lippen ablesen, so dass sonst einfache Dinge, wie allein einkaufen zu gehen, plötzlich schwierig für sie sind.
In der Deutschen Bank benutzt Morris bei geschäftlichen Sitzungen ein drahtloses Mikrophon, dass Sprache per Bluetooth verstärkt und direkt auf ihre Hörhilfen überträgt. Idealerweise sitzen dann alle Teilnehmer um einen runden Tisch, so dass Morris ihre Lippen sehen kann, wenn sie sprechen. Morris nimmt auch so oft wie möglich an Videokonferenzen teil, in denen sie von den Lippen der anderen lesen kann. Kürzlich hat Morris in solch einer Sitzung eine Präsentation gehalten. Die anderen Teilnehmer schickten ihre Fragen als Text, die Morris dann mündlich beantwortete.
Aber es gibt immer noch Hürden. Darum seien Tage wie der heutige so wichtig, erklärt Morris. Das ist die Gelegenheit, die unterschiedlichen Bedürfnisse aufzuzeigen und generell auf das Thema aufmerksam zu machen.
„Unser Ziel ist die Teilhabe aller – dabei müssen die Menschen mit Behinderung gar nicht unbedingt an vorderster Stelle stehen. Es geht darum, Barrieren abzubauen, die Menschen mit bestimmten Einschränkungen im Weg stehen, so dass wir alle die gleichen Startbedingungen haben.“
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Unser Kollege Alan lebt in Singapur, seit mehr als 23 Jahren arbeitet er für die Deutsche Bank. Er kam mit der Diagnose Cerebralparese (CP) zur Welt. Diese neurologische Störung schränkt die Beweglichkeit ein und beeinträchtigt zum Beispiel auch den Gleichgewichtssinn und die Körperhaltung. Zudem kann es auch zu Schwierigkeiten beim Sehen, Hören und Sprechen kommen.
Das könne schon eine kleine Herausforderung sein, erklärt Alan, denn die Menschen verstünden häufig nicht sofort, dass er eine Behinderung habe.
Eine spezielle Ausstattung benötigt Alan nicht, um seiner Tätigkeit in der Bank nachgehen zu können. Nur um seine Arzttermine regelmäßig wahrnehmen zu können, muss er zeitlich flexibel sein. Insgesamt fühlt er sich von der Bank als Arbeitgeber gut unterstützt. „Ich denke, dass ich fair und gleichberechtigt behandelt werde, und das ist sehr wichtig für viele Leute mit Behinderung“, sagt er. „Tatsächlich möchte ich jeden ermutigen, das Machbare in den Mittelpunkt zu stellen und nicht die Dinge, die nicht gehen.“
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Wenn es Sarah gut geht, sie sich ausgeruht und voller Energie fühlt, passiert es schnell, dass sie sich überanstrengt. Manchmal ist es ihr Chef, der merkt, dass Sarah an ihre Grenzen geht. Dann bremst er sie, damit sie „nicht gegen die Wand fährt“. Sarah leidet an Fibromyalgie, auch bekannt als Weichteilrheuma.
Bei der Krankheit scheint ein ungewöhnlich hohes Niveau bestimmter chemischer Stoffe im Gehirn Erschöpfungszustände und Schmerzen im gesamten Körper zu verursachen. Zudem hat Sarah eine Autoimmunkrankheit (Alopecia), die Haarausfall auf dem Kopf, im Gesicht und anderen Körperregionen auslöst. Während der Haarausfall ein ganz offensichtliches Krankheitsbild ist, ist die Fibromyalgie nicht sofort erkennbar.
Ihre persönlichen Auslöser und Symptome zu verstehen, hilft ihr, besser mit der Krankheit zu leben.
Manchmal fällt es ihr schwer, über die Krankheit zu sprechen, sagt Sarah, insbesondere da nicht viel darüber bekannt ist. Aber sie räumt auch ein, dass mehr Menschen wissen sollten, was Weichteilrheuma für die Betroffenen bedeutet. Sarah war ihren Führungskräften gegenüber immer offen, und bittet sie wenn nötig um Unterstützung.
Die Reaktion von Kollegen und der Bank im Allgemeinen war großartig, sagt sie. Dennoch sei es nicht immer einfach, und sicher auch für andere Kolleginnen und Kollegen mit der gleichen Krankheit eine Herausforderung. „Es ist schwer, das richtige Gleichgewicht zu finden. Menschen mit Behinderungen wollen nicht permanent über ihre Beeinträchtigung reden. Ich will einfach nur einen ganz normalen Alltag, wie jeder andere auch. Ein normales Leben führen und arbeiten.“
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