„Die Raumfahrtindustrie ist entscheidend für Innovation“
Ob bei Klimaschutz, Forschung, Navigation oder autonomem Fahren – Satelliten sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Pedro Duque ist ehemaliger Astronaut und heute Präsident von Hispasat, einem der größten europäischen Betreiber von Kommunikationssatelliten. Er erklärt, warum Europa eine starke eigenständige Raumfahrt-Industrie braucht.
Zwischen Raketen, alten Satelliten, einem Dutzend Monitoren und riesigen Antennen treffen wir Pedro Duque im Kontroll-Raum von Hispasat in Madrid. Duque absolvierte 1998 und 2003 zwei Raumflüge für die Europäische Weltraumorganisation (ESA). Duque und sein Team wollen mit Hilfe von Satelliten auch in abgelegenen Gegenden eine gute Internetverbindung sicherstellen. Für sie ist der Internetzugang ein universelles Recht in einer digitalisierten Welt.
Herr Duque, es gibt viel Hype um Satelliten, die flächendeckendes Internet ermöglichen. Wie funktioniert das?
Ein gutes Beispiel ist GreenSat. Damit bieten wir eine durchgängige Internetverbindung für sehr abgelegene Gebiete in Grönland, und zwar in Partnerschaft mit dem lokalen Telekommunikationsbetreiber TUSASS. GreenSat dient unter anderem Bergbaufirmen vor Ort als Backup-System für die Kommunikation in Notsituationen.
Ein weiteres Beispiel ist Spanien, wo wir ein Satellitenprogramm gestartet haben, das überall im Land eine 200-Megabit-Internetverbindung liefert. Jede und jeder, der in unterversorgten Gebieten lebt, kann es über ein einfaches Telefon installieren. Die Mittel für das Projekt hat der Europäische Wiederaufbaufonds bereitgestellt.
Sie sind ein europäisches Unternehmen, das im Weltraum tätig ist. Wie gut fördert die Europäische Union Innovationen in der Raumfahrttechnologie?
Die EU unterstützt seit vielen Jahren Innovation und Forschung im Weltraum. Indem wir versuchen, in den Weltraum zu gehen und ihn zu nutzen, können wir Innovationen entwickeln, die es sonst schlicht nicht gäbe. Die Förderung der Raumfahrtindustrie ist entscheidend für Innovation.
Warum?
Weil Innovationen im Weltraum oft auf alle anderen Branchen übergreifen - und die Wirtschaft insgesamt davon profitiert. Bestimmte Anwendungsfälle wie autonomes Fahren erfordern eine nahtlose Internetverbindung. Satelliten können das überall auf der Welt bieten, auch in Gebieten, in denen andere Technologien keine Option sind. In Europa arbeiten wir seit 55 Jahren in der Raumfahrt zusammen – mit Regeln, die sicherstellen, dass die Investitionen für unterschiedliche Länder Vorteile bringen.
Mit Blick auf die Zukunft: Was muss sich in Europa ändern, um weitere Innovationen im Weltraum zu ermöglichen?
Europas Raumfahrtindustrie kämpft schon immer mit einer sehr großen Finanzierungslücke. Die Regierungen in Europa geben zwischen fünf- und zehnmal weniger Geld für die Förderung von Weltrauminnovationen aus als die Vereinigten Staaten. Es ist deshalb viel schwieriger für europäische Unternehmen aus anderen Branchen, die Vorteile des Weltraums zu nutzen, um innovativ zu sein. Das kann Europa besser machen. Und wir sollten über Wege nachdenken, wie wir mehr Kapital von privaten Investoren anziehen können. Im Moment haben Unternehmen aus den USA einfach viel höhere Budgets.
Sehen Sie bereits Fortschritte in dieser Hinsicht?
Ja. Der kürzlich veröffentlichte Letta-Bericht betont, wie wichtig es ist, die Raumfahrtindustrie zu fördern – und dass die EU hier in Zukunft mehr tun sollte.
Europa hinkt immer ein bisschen hinterher. Aber wir sind gerade dabei, bei öffentlichen Investitionen ein Gleichgewicht herzustellen zwischen dem legitimen Ziel jedes Landes, seine eigene Industrie zu fördern - und den Vorteilen, die durch einen EU-weiten Markt entstehen. Der beste Weg dorthin ist, wenn Europa öffentliche Mittel für die beste technologische Lösung bereitstellt – unabhängig davon, wo sie entstanden ist.
Deutsche Bank und Hispasat
Hispasat ist eines der weltweit führenden Raumfahrtunternehmen und hat seine Position in den letzten Jahren noch ausgebaut. Vor dem Hintergrund des herausfordernden ökonomischen und geopolitischen Umfelds berät die Deutsche Bank das Unternehmen in Schlüsselmärkten.
Firmenkundenbetreuer in MadridGregor Winkler, Deutsche Bank
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