Runde Sache: Wie Ecoalf Mode nachhaltig erfolgreich macht
Stoffe aus Plastik, Kaffee und alten Reifen? Das spanische Modelabel Ecoalf setzte schon sehr früh auf Kreislaufwirtschaft und beweist, dass auch stilvolle urbane Mode nachhaltig und profitabel sein kann.
In bester Lage von Madrid, im historischen Santa Barbara Palast, findet sich der spanische Flagship Store von Ecoalf. Auf großen Displays taucht man in die Schönheit der Ozeane ein – eine Schönheit, die die Firma bewahren möchte.
2021 wurde er zum zehnjährigen Bestehen der nachhaltigen Modemarke eröffnet, die zu der Zeit bereits mit Dependancen in Berlin, Tokio, Paris und Mailand vertreten war. Nicht nur die Mode, auch die Läden machen den Anspruch von Ecoalf deutlich: Sie sind mehr als bloße Verkaufsflächen, es finden hier auch Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit statt.
Ecoalf ist eine faszinierende Firma. Es ist großartig, wenn Unternehmen, die führend im Bereich Nachhaltigkeit sind, damit auch wirtschaftlichen Erfolg haben.
Marke mit Mission
Mission und Mode gehen hier klar Hand in Hand – das spürt man direkt im Gespräch mit Ecoalf-Gründer und CEO Javier Goyeneche. „Ich habe lange überlegt, wie man das Nachhaltigkeitsproblem in der Mode lösen könnte, weg von Fast-Fashion und habe mir verschiedene NGOs angeschaut – aber das war mir zu langsam, zu viel Diskussion,“ erläutert er.
„Ich wollte etwas bewegen und beweisen, dass man mit nachhaltiger Mode wirtschaftlich erfolgreich sein kann.“
Goyeneches erste Kollektion bestand 2012 aus sechs Jacken und zwei Rucksäcken – aus Plastikmüll. Goyeneche hatte dafür eine einer taiwanesische Kooperationspartnerin gefunden, die aus gebrauchten Plastikflaschen Stoffe für Teppiche herstellte. Mittlerweile ist Ecoalf in mehr als 1500 Geschäften rund um den Globus vertreten und seit 2021 profitabel.
Plastikmüll aus dem Mittelmeer
Für seine Kollektionen und Stoffe nutzt Ecoalf unter anderem Plastikmüll aus dem Meer. Schätzungen zufolge landen hier jährlich 4,8 – 12,7 Millionen Tonnen Plastik über Flüsse und andere Wege. Ein immenses Problem für Tier und Natur.
Die Fischer machen mit
Aber auch Fischer leiden unter dem „Plastikbeifang“ in ihren Netzen. Deswegen startete die Ecoalf Stiftung 2015 eine Kooperation mit mehreren Fischern. Inzwischen haben die mehr als 4200 Beteiligten schon 1500 Tonnen Plastikmüll aus dem Meer geholt. Sie liefern ihn an einem von 71 beteiligten Häfen im Mittelmeer, dann wird er sortiert, aufbereitet und wenn immer möglich recycelt.
Weil Ecoalf-Kleidung auch Teil eines Kreislaufs ist, werden die Produkte so gestaltet, dass sie leicht zu recyceln sind. „Deswegen bestehen 70 Prozent unserer Kollektionen aus Mono-Material“, betont Carolina Blázquez, Innovations- und Nachhaltigkeitschefin bei Ecoalf – also aus einem einzigen Material.
“Das Wichtigste ist die Qualität der Stoffe.”
„Wir stellen den Designprozess auf den Kopf”
Ecoalf macht noch mehr Dinge anders: „Wir machen nicht erst die Entwürfe, wie herkömmliche Marken, sondern wir schauen, was wir an Stoffen haben und entwerfen auf dieser Basis“, sagt Blázquez. Auch ein Reparaturservice gehört bei Ecoalf mittlerweile zum Kundenangebot, ebenso die Möglichkeit, Stücke aus zweiter Hand zu erwerben.
Damit erfüllt Ecoalf wichtige Kriterien der Kreislaufwirtschaft, wie sie die „Ellen McArthur Foundation“ fordert, eine Stiftung, die zu den Vordenkern auf dem Gebiet gehört.
Ausgezeichnetes Engagement
Javier Goyeneche und sein Team sind für ihr Engagement mehrfach ausgezeichnet worden, zuletzt von der Schwab-Stiftung für soziales Unternehmertum. „Das gibt uns öffentlichen Rückenwind für unsere Arbeit“, sagt Goyeneche, der auch an Schulen geht und sein Wissen an Kinder weitergibt.
So bereitet er den Boden für einen kritischeren Konsum von morgen.
Über Ecoalf
Ecoalfs Mission ist es, eine neue Generation recycelter Mode herzustellen, die in Qualität und Design gleichwertig zu hochwertig hergestellter neuer Kleidung ist. Gegründet 2009, ist Ecoalf mittlerweile zum Synonym für seinen Claim BECAUSE THERE IS NO PLANET B® geworden und hat mehr als 500 recycelte Stoffe entwickelt: aus Plastikflaschen, ausrangierten Fischernetzen, Altreifen, genutzter Baumwolle und Wolle. Mit ihrer Herbst-Winter-Kollektion 2023 spart Ecoalf mehr als 223 Millionen Liter Wasser und 4.410 Tonnen CO2 ein. Bis 2030 hat sich das Unternehmen zu Netto-Null-Emissionen verpflichtet.
Sonja Dammann
... arbeitet im Content-Team der Deutschen Bank. Besonders inspirierend findet sie Geschichten von Unternehmen, die etwas anders machen. Je mehr sie sich mit dem Thema Kreislaufwirtschaft beschäftigt, umso mehr wundert sie sich, warum noch nicht viel mehr Firmen auf den Zug aufgesprungen sind.
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