Dimple Patel

Das Leben unter Wasser schützen

Mit eDNA-Technologie revolutioniert NatureMetrics unser Wissen über die Biodiversität der Meere. Kleinste Wasser-Proben verraten, welche Tiere und Pflanzen sich wo befinden – und was sich verändert. Können diese Daten helfen, Arten zu schützen? CEO Dimple Patel erklärt, wie das geht.

NatureMetrics, 2014 gegründet, ist mittlerweile der weltweit führende Anbieter von intelligenter Naturbeobachtung und bietet eine innovative Bewertung von biologischer Vielfalt mittels eDNA. In diesem Jahr war das Unternehmen einer der Finalisten des The Earthshot Prize. In die von NatureMetrics aufgebaute Plattform Natur Intelligence gehen die Auswertungen umfangreicher dezentraler eDNA Proben ein.  Unternehmen können so ihre  Auswirkungen und Abhängigkeiten von Biodiversität erkennen. NatureMetrics ermöglicht das Sammeln von Proben auch für Laien und liefert dafür Proben-Kits, Schulungen zur richtigen Probenentnahme und wandelt die gesammelten Proben dann wiederum in aussagekräftige Biodiversitätsdaten um.

Dimple, NatureMetrics wurde 2014 gegründet, um Biodiversität messbar zu machen. Wie trägt Ihre Umwelt-DNA-Technologie zur Artenvielfalt bei?

Wir messen Boden- und Wasserproben und erhalten dank der eDNA detailreiche Daten auch aus wenig Material. Wir bekommen ein sehr vollständiges Bild der verschiedenen Organismen und Arten, die an dem Ort vorkommen. Wenn Menschen genaue Daten über biologische Vielfalt haben, können sie bessere Entscheidungen treffen.

Water testing in lab

Sie arbeiten mit der Deutschen Bank in einem Projekt zusammen. Dabei werden Meerwasser-Proben während des Segelwettbewerbs SailGP gesammelt. Was zeigen die eDNA-Proben?

Unsere Partnerschaft mit der Deutschen Bank ist ein fantastisches Beispiel dafür, wie die Partnerschaft mit Unternehmen dazu beiträgt, die Artenvielfalt der Meere zu vermessen. Dank der Bank sammelt das deutsche SailGP-Team auf seiner Tour Wasserproben, beispielsweise neulich bei Bermuda. Sie haben gezeigt, dass Buckelwale der Küste viel näherkommen, als bekannt war. Für eine lokale Walforschungs-Initiative ist das eine sehr wertvolle Informationen. 

Das Chief Investment Office der Deutschen Bank hat einen Sonderbericht über unsere Datenpartnerschaft mit eDNA veröffnetlicht (aktuell nur in Englisch verfügbar).  

Water testing

Wie unterscheidet sich Ihre eDNA-Methode vom herkömmlichen Erforschen der Artenvielfalt?

Über Jahrzehnte hatten sich die Methoden zum Beobachten von Arten nicht verändert: Man zählte sie beispielsweise in einem exemplarischen Bereich und rechnete die Zahl dann hoch. Das ist durchaus effektiv, aber aufwendig, weil man dafür gut ausgebildete Ökologen und Naturforscher braucht. Außerdem sind nicht alle Arten so leicht zu sehen oder zu hören wie beispielsweise Vögel. Ein neuerer Ansatz sind Satellitendaten: Mit ihnen lassen sich Veränderungen auch großer Gebiete im Zeitverlauf abbilden. Aber sie liefern nicht diese allerkleinsten Spuren von Leben wie eDNA.

Damit Unternehmen das Artensterben aufhalten können, brauchen die richtigen Leute die richtigen Daten.

Welche Vorteile hat eDNA?

Jeder kann mit unserer Ausrüstung Proben aus dem Wasser oder dem Boden nehmen, jedes Kind und auch jedes Unternehmen. Wir analysieren das, was wir zugeschickt bekommen. In unserem Labor, einem der größten der Welt, untersuchen Wissenschaftler die eDNA und können sich ein vollständiges Bild von dem Leben an jenem Ort machen, inklusive Bakterien und Insekten. Wir können mit unseren standardisierten Daten denselben Ort über einen längeren Zeitraum beobachten oder verschiedene Orte miteinander vergleichen. Das Schöne an unseren Daten ist, dass wir damit quasi eine einheitliche Sprache schaffen.

Testing water samples

Was war das bislang Überraschendste, das dank eDNA entdeckt wurde?

Wir haben erstaunliche Kreaturen entdeckt, beispielsweise ein Nawal in der Nordsee – das sind Zwergflusspferde, die dort als ausgestorben gelten – und Amazonas-Delfine. Unsere Daten liefern fantastische Einblicke in die Natur. Unsere Technologie bringt Leben zum Vorschein und wir erweitern damit unser Verständnis von der Welt und wie wir mit ihr umgehen.

Wie tragen Ihre Daten dazu bei, dass Unternehmen sich mit ihren Umwelt-Auswirkungen befassen?

Wir arbeiten beispielsweise mit Branchen wie Öl, Gas und Bergbau zusammen, die die Natur relativ stark beeinträchtigen. Wir helfen ihnen festzustellen und zu verfolgen, wie sich ihr Betrieb auswirkt. In einem Fall halfen unsere Daten, eine Art zu identifizieren, die als ausgestorben galt. Da es sie aber doch noch gab, konnte das Unternehmen Schutzmaßnahmen ergreifen. Ein anderes Beispiel ist, dass wir das Meerwasser untersucht haben, das ein Kreuzfahrtschiff zur Kühlung seiner Systeme nutzte. Damit konnten wir viele Datenlücken füllen, weil das Schiff ja Ozeane durchquert. Wir haben in dem Wasser beispielsweise Spuren von Zugvögeln entdeckt.

Monitoring water samples in the lab

Sie wirken begeistert von dem Potenzial, das eDNA für den Artenschutz hat. Warum?

Wir arbeiten derzeit daran, unsere Daten und künstliche Intelligenz zu verknüpfen und das ist wirklich aufregend. Wir wollen Daten erzeugen, die echten Mehrwert als Entscheidungsgrundlage bieten. Daten, von denen man ableiten kann, was getan werden muss für die Artenvielfalt

Die Nachfrage nach Daten zur Artenvielfalt wächst. Wie entwickeln Sie Ihr Unternehmen NatureMetrics, um dem nachzukommen?

Wir liefern Biodiversitätsdaten, mit denen Unternehmen die volle Verantwortung für ihre Lieferketten übernehmen und die richtigen Entscheidungen für die Wirtschaft und die Gesellschaft treffen können. Ökosysteme sind zunehmend bedroht und so steigt in der Tat die weltweite Nachfrage nach Daten zur Artenvielfalt. Deswegen wachsen wir und sind momentan schon in 110 Ländern für mehr als 600 Kunden tätig. Wir arbeiten inzwischen auch mit Satellitendaten, wir schließen neue Partnerschaften wie die „Nature Tech Alliance“.

Wir planen, wie wir auf Regulierungen und Initiativen reagieren, beispielsweise die EU-Richtlinie zu Nachhaltigkeitsberichterstattung und die Taskforce für naturbezogene Offenlegung. (A.d.R.: Die „Taskforce on Nature-related Financial Disclosures“/TNFD ist eine globale Initiative, die Regierungen, Unternehmen und Finanzinstitutionen auf der ganzen Welt Leitlinien an die Hand gibt, wie sie über ihre Auswirkungen auf die Umwelt und Abhängigkeiten von der Natur Bericht erstatten können.)

Diese Seite wurde im November 2024 veröffentlicht.

Deutsche Bank und NatureMetrics

Monitoring Ocean Biodiversity ist eine Initiative der Deutschen Bank, die eine Reihe unserer Partner zusammenbringt, um die biologische Vielfalt der Ozeane rund um den Globus zu beobachten

Für dieses Projekt haben wir NatureMetrics, ein Unternehmen, das die Artenvielfalt im Meerwasser messen kann, mit SailGP Germany, einem Elite-Segelteam, zusammengebracht. Auch unsere Freunde von Whale and Dolphin Conservation (WDC) sind dabei, einer führenden NGO zum Schutz von Meeressäugern, die uns mit Whales Bermuda und Gotham Whale in Kontakt brachten, lokalen Forschungsgruppen mit Sitz in Bermuda bzw. New York.

Wasserproben werden im Labor getestet

Über NatureMetrics

NatureMetrics ist der weltweit führende Anbieter von Nature Intelligence und ermöglicht innovative Überwachung der Artenvielfalt durch eDNA. In diesem Jahr war das Unternehmen einer der Finalisten des Earthshot Prize. Die Nature Intelligence Platform, die auf eDNA basiert, ermöglicht es Unternehmen, ihre Auswirkungen auf und Abhängigkeiten von der biologischen Vielfalt in großem Maßstab zu verwalten und die Komplexität der Natur in kondensierte Erkenntnisse umzuwandeln, um die besten Entscheidungen für Natur und Wirtschaft zu treffen. Es stellt Materialien zur Probenahme zur Verfügung und führt Schulungen dazu durch, wie die Proben gewonnen und die gesammelten Daten in aussagekräftige Biodiversitätsmetriken umgewandelt werden.

Sarah Stabler

Sarah Stabler

… ist in Singapur ansässig und leitet die Kommunikation der Deutschen Bank für die Private Bank in Emerging Markets. Sie setzt sich leidenschaftlich dafür ein, übermäßigen Konsum zu reduzieren, Umweltschutz zu fördern und die Tierwelt zu schützen. Daneben ist Sarah ausgebildete Yogalehrerin.

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