Biotop auf dem Dach
Von der Betonwüste zur lebendigen Oase: Mit Lösungen für Dachbegrünung und Regenwassermanagement schafft Optigrün Lebensraum für die Tierwelt und senkt das Überschwemmungsrisiko. Ein umgebauter Bunker in Hamburg zeigt, was möglich ist.
Die Erde wird wärmer und das Klima verändert sich – die Weltorganisation für Meteorologie der Vereinten Nationen beobachtet, dass sich die Häufigkeit extremer Wetterereignisse in den vergangenen 50 Jahren verfünffacht hat.
Wie können wir unsere Städte also fit machen für den Klimawandel? Eine vielversprechende Lösung ist die Dachbegrünung in Kombination mit Systemen für Regenwassermanagement.
Wir haben mit Uwe Harzmann gesprochen, Vorstand des europäischen Marktführers für Dachbegrünung, Optigrün, ein langjähriger Kunde unserer Bank. Jährlich setzt Optigrün gemeinsam mit seinen Partnern über 10.000 Dachbegrünungen um – von charmanten Einfamilienhäusern über große Lagerhallen bis hin zu imposanten Einkaufszentren und Bürokomplexen.
Bereits vor über 50 Jahren brachte sein Vater das Konzept des „Dachgartens“ nach Deutschland. In den frühen 1970er-Jahren traf er auf einen Schweizer Gärtner, der die Grundidee eines Dachbegrünungssystems entwickelte.
Schon damals erkannte er die ökologischen Vorteile dieser Innovation und begann, sie in Deutschland zu vertreiben. Auch wenn der Markt besonders in den ersten Jahrzehnten von Zurückhaltung und Skepsis geprägt war, setzte er seine Vision unbeirrt um.
Unsere Familie war einfach schon immer davon überzeugt, gute Bautechnik und ökologische Ideen zu kombinieren – auch wenn wir mit der Dachbegrünung erst in den letzten Jahren so richtig aus der ‚Spinnerecke‘ rausgekommen sind.
Ein Leuchtturmprojekt in Hamburg: der grüne Bunker
Ein Paradebeispiel für die Kombination von guter Bautechnik und ökologischen Ideen steht in Hamburg. Uwe Harzmann berichtet stolz davon, wie sich der Hochbunker in St. Pauli, der seit Jahrzehnten das Stadtbild prägt, dank Optigrün in einen städtischen grünen Rückzugsort verwandelt hat. Der ehemals graue Koloss betört inzwischen mit mehreren Dachgärten auf verschiedenen Ebenen und insgesamt 7.600 Quadratmetern begrünter Fläche.
Dabei sei diese grüne Oase nicht nur schön anzuschauen, sondern zeigt auch deutlich, wie Dachbegrünung einen Einfluss auf die direkte Umgebung haben kann. Der Dachgarten ist frei zugänglich und bietet den Besuchern einen einzigartigen Fleck Natur. Der Schatten der Laubbäume und die saftigen Rasenflächen laden zum Durchatmen ein. Dabei kann die Bepflanzung mit ihren summenden Insekten ganz in Ruhe bestaunt werden. Doch was viele nicht sehen: Unter den knapp 23.000 Pflanzen verbirgt sich ein ausgeklügeltes Regenwassermanagement.
Uwe Harzmann erklärt, dass sich besonders in den Sommermonaten versiegelte Flächen wie die Hamburger Innenstadt in regelrechte Hitzeinseln verwandeln. Die Stadt heizt sich auf und lässt die Lufttemperaturen stark ansteigen, was dazu führt, dass die heiße Luft rasch aufsteigt und feuchte Luft aus dem Umland mit sich zieht. In höheren Luftschichten kühlt diese feuchte Luft schnell ab und führt dadurch zu plötzlichen und heftigen Regengüssen. Diese Wassermassen überlasten die Kanalisation und führen immer wieder zu Überflutung.
Deswegen ist die Dachbegrünung auf dem Bunker mit sogenannten Retentionsdächern ausgestattet. Diese wirken wie ein Schwamm: Sie nehmen einen Großteil des Niederschlags auf und verhindern dadurch, dass Regenwasser direkt in die Kanalisation läuft.
Dafür befinden sich unter dem Substrat Boxen, in denen sich das Regenwasser sammeln kann. Sie lassen immer nur so viel Wasser ab, wie nötig. Wenn bevorstehender Regen das Dach überlasten würde, wird das Wasser in Erdspeicher oder die Kanalisation abgeleitet. Das kann besonders bei kurzen, aber starken Regenschauern der entscheidende Faktor sein und eine Überflutung in der Umgebung des Bunkers verhindern. Harzmann erklärt, dass das Ganze „smart“ funktioniert, mit Sensoren, die den Wasserstand messen und einer gebäudegenauen Wettervorhersage.
Er betont auch, dass die Bepflanzung des Bunkers nicht nur auf Regen perfekt vorbereitet sei. Das gesammelte Regenwasser könne in Trockenphasen zum Bewässern der Pflanzen genutzt werden. Das spare Geld für Trinkwasser und die Verdunstung habe einen kühlenden Effekt auf die unmittelbare Umgebung. Sprich: Viele grüne Dächer können das Mikroklima in Hamburg und anderen Städten deutlich verbessern.
Dachbegrünung ist nicht gleich Dachbegrünung
Dass nicht jedes Dach so spektakulär begrünt werden kann wie der Bunker in Hamburg, weiß auch Uwe Harzmann. Die positiven Effekte ließen sich aber auch mit einer einfacheren Dachbegrünung erreichen, der sogenannten extensiven Dachbegrünung. Bei dieser Lösung werden niedrigwüchsige Pflanzen wie Moose und Gräser verwendet, die sich größtenteils von selbst erhalten können. Die Bepflanzung ist Klimaanlage, Staubfilter und Lebensraum für Insekten zu gleich. Ein solcher Aufbau ist dabei zwischen 5 und 15 Zentimeter hoch und auf Dächern bis zu einer Neigung von 45 Grad möglich. Für das Dach bedeutet das ein zusätzliches Gewicht von 50 bis 170 Kilogramm pro Quadratmeter. Diese Art von Begrünung befindet sich wegen des geringen Pflegeaufwands vielfach auf Schulen, Lagerhallen oder Betrieben jeder Größe.
Der Grüne Bunker ist ein besonders anschauliches Beispiel für intensive Dachbegrünung. Er zeigt deutlich wie mit einer Bepflanzung von Staudenpflanzen, Rasenflächen und sogar Bäumen ein natürlicher Rückzugsort mitten in der Stadt erschaffen wird. Für eine solche Begrünung kommen fast ausschließlich Flachdächer in Frage. Der Aufbau ist in der Regel zwischen 25 und 100 cm hoch und belastet das Dach um zusätzliche 300 bis 1.200 kg/m².
Klimaanlage und Lebensraum zugleich
Begrünte Dächer aller Art sind ein Lebensraum für Vögel und Insekten – und wenn es summt und zwitschert, leben Städte auf. Und auch für alle Städter ist das mehr an Grün ein deutlicher Gewinn – wer freut sich denn nicht, auf einer bepflanzten Dachterrasse die Mittagspause zu verbringen oder über eine Runde Yoga an der frischen Luft?
Ein ordentlich begrüntes Dach ist wirklich der perfekte Ort für jede Mittagspause.
Durch die Bepflanzung atmet auch das gesamte Gebäude auf. Die Pflanzen wirken wie eine natürliche Klimaanlage: Im Winter halten sie die Wärme im Gebäude, im Sommer schützen sie vor der Hitze. Das spart bares Geld an Energiekosten. Zudem filtern die Pflanzen Feinstaub aus der Luft und reduzieren durch ihre Masse die Schallreflexion deutlich. Das alles hilft dabei, auch in der Großstadt durchzuatmen und abzuschalten.
Doch das ist noch nicht alles. Harzmann sagt, eine professionelle Dachbegrünung verlängere auch die Lebensdauer eines Dachs erheblich. Die Pflanzen schützen die Dachoberfläche vor extremen Temperaturschwankungen und mechanischen Schäden, das könne die Lebensdauer nahezu verdoppeln.
Dachbegrünung, das Allheilmittel?
Obwohl es kaum überzeugende Argumente gegen Dachbegrünung gibt, sind dennoch nicht alle Dächer begrünt. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass viele bestehende Gebäude nur begrenzt zusätzliches Gewicht tragen können. Umso wichtiger ist es für Uwe Harzmann, dass bei allen zukünftigen Bauten eine umfassende Dachbegrünung von Anfang an eingeplant wird.
In Zukunft zählt wirklich jeder Quadratmeter und das Zusammenspiel aller Optionen – wir holen alles aus den Gebäuden raus was geht. Je mehr Dächer begrünt sind, desto besser!
Das lohnt sich nämlich gleich doppelt – neben den offensichtlichen Vorteilen wie die Förderung der Artenvielfalt und den Schutz vor Überflutung können Dachbegrünung und vor allem das damit verbundene Regenwassermanagement künftigen gesetzlichen Regelungen vorgreifen: In immer mehr Regionen gibt es besonders bei Neubauten Vorschriften wie Wassereinleitbeschränkungen, Richtlinien zur Wasserbilanz, Abflusswerten oder sogar Vorgaben zur Verdunstungsmenge.
Pflanzen und Solar - Wie viel Platz ist auf dem Dach?
In Zeiten steigender Energiepreise und der dringenden Notwendigkeit klimafreundlicher Lösungen liebäugeln viele Menschen mit Solardächern. Muss man sich nun entscheiden- geringe Energiekosten oder Naturschutz? Tatsächlich haben die Entwickler von Optigrün hier die Möglichkeit gefunden, beides zu kombinieren. Diese innovative Kombination aus Photovoltaikanlagen und Dachbegrünung schafft eine Symbiose aus nachhaltigem Wassermanagement, erhöhter Biodiversität und umweltfreundlicher Stromerzeugung.
In den letzten Jahren ist die Nachfrage nach dieser Kombi immer größer geworden und wir sagen ganz klar: Das geht! Im Grunde muss in Zukunft auf jedes größere Dach eine Begrünung und eine Photovoltaikanlage.
Ein Solargründach nutzt die Vorteile beider Technologien optimal: Die Dachbegrünung sorgt nicht nur für eine verbesserte Wasserretention und -verdunstung, was zur Entlastung der städtischen Abwassersysteme beiträgt, sondern auch zu einer Effizienzsteigerung der Solarmodule. Denn diese werden durch die Verdunstung des Wassers in der Begrünung gekühlt und erzielen dadurch höhere Stromerträge als Module, die auf übergrünten Dächern stehen.
Deutsche Bank und Optigrün
Die Deutsche Bank begleitet Optigrün bereits seit über 20 Jahren. Seit Beginn wickelt die Deutsche Bank den größten Anteil des Zahlungsverkehrs ab und unterstützt im Cash-Management.
In den letzten Jahrzehnten haben wir Optigrün aus den kleinsten Anfängen begleiten dürfen – über stürmische Wachstumsjahre bis zur heutigen Bedeutung als europäischer Marktführer. Das sorgt für ein tiefes Vertrauen.
About Optigrün
Optigrün ist ein Familienunternehmen mit rund 160 Mitarbeitenden, einem Jahresumsatz von über 100 Millionen Euro und Firmensitz in Krauchenwies-Göggingen. In den vergangenen Jahrzehnten hat es sich zum europäischen Marktführer für Dach- und Bauwerksbegrünung entwickelt.
Optigrün liefert jährlich Materialien für über fünf Millionen Quadratmeter Dachfläche in über 10.000 Projekten weltweit. Diese Projekte werden vorzugsweise von geschulten Optigrün-Partnerbetrieben gebaut und gepflegt. Optigrün entwickelt und implementiert innovative Lösungen, die zur nachhaltigen Stadtentwicklung und zum Schutz vor urbanen Überflutungen beitragen. Das Produktportfolio umfasst eine Vielzahl von Systemen, darunter extensive und intensive Dachbegrünungen, Retentionsdächer, Solargründächer sowie intelligente Steuerungstechnologie zur optimalen Nutzung und Rückhaltung von Regenwasser.
Linus Huesmann
… schreibt und plant im Newsroom der Deutschen Bank. Als Teil der Generation Z ist er sein ganzes Leben lang mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert. Umso spannender findet er innovative Ansätze, die aufzeigen wie mit dem Unumgänglichen umzugehen ist.
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