Lounge Deutsche Bank

Warum das Metaverse das Banking verändern könnte

Das Metaverse ermöglicht gänzlich neue Geschäftsmodelle. Große Unternehmen und Start-Ups breiten sich in den virtuellen Welten aus und auch Privatnutzer wagen erste Schritte. Was bedeutet das für Banken?

Klamotten kaufen, ein Stadionbesuch oder Freunde treffen – schon in wenigen Jahren könnte unsere Freizeit im Metaverse stattfinden. Unternehmen eröffnen bereits Läden in den neuen virtuellen Welten, um ihre Kunden auf noch mehr Kanälen zu erreichen. Mithilfe von künstlicher Intelligenz könnten sie ihnen dort künftig passgenaue Angebote machen oder ihnen Inhalte anzeigen, die sie besonders interessieren. Auch Banken erkennen das Metaverse als Chance: Für sie gilt es, ihre Kunden im neuen digitalen Universum zu begleiten.

So wird die Deutsche Bank demnächst auf Decentraland, einer der führenden Metaverse-Plattformen, eine 3D-Lounge eröffnen. Besucher können dann dort als Avatar herumlaufen und sich zunächst zehn Vorhersagen ansehen, die Ulrich Stephan, der Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, veröffentlicht hat. Gegen Ende dieses Jahres soll es in der Lounge auch eine virtuelle Live-Veranstaltung geben, bei der Ulrich Stephan darüber spricht, was aus seinen Vorhersagen geworden ist und welche zehn Thesen er für das Jahr 2024 hat.

Die Besucher können einem Avatar dann in der Lounge zudem verschiedene Deutsche Bank Kleidungsstücke anziehen. Dafür können sie einen Token, also eine Art digitaler Wertmarke, der Deutschen Bank gegen Mützen, Hoodies und Schuhe eintauschen. „Wir wollen im ersten Schritt lernen, für was sich die Leute in virtuellen Welten interessieren und welche Fähigkeiten wir brauchen, um ihnen das zu bieten“, sagt Ufuk Avci, der das Projekt für die Deutsche Bank steuert.

Tim Alexander, der den Bereich Global Brand & Marketing bei der Deutschen Bank leitet und das Projekt angestoßen hat, hebt noch einen weiteren Aspekt hervor: „Im Metaverse befindet sich unsere Zielgruppe von morgen. Uns geht es darum herauszufinden, wie wir uns hier als Marke präsentieren müssen, um für diese Leute in der virtuellen Welt relevant zu sein. Denn in der Zukunft könnten uns immer mehr Kunden in virtuellen Welten besuchen.“

Im Metaverse befindet sich unsere Zielgruppe von morgen.Tim Alexander

 

Auch deshalb hat die Deutsche Bank bereits im vergangenen Jahr eine erste 3D-Lounge auf Decentraland eröffnet, die künftig mit der aktuellen verschmolzen werden soll. Dort können sich Besucher Videos und Fachartikel ansehen. Die Lounge soll neue Wege für den Austausch mit Kunden erschließen. In der fernen Zukunft könnte die Bank im Metaverse auch zu Produkten beraten.  

Sabih Behzad, der den Bereich für digitale Vermögenswerte und Währungen bei der Deutschen Bank leitet und die erste Lounge initiiert hat, beschreibt Treffen im Metaverse als eine ganz neue Erfahrung. „Letztlich könnten wir uns mit unseren Kunden in Zukunft im Metaverse viel intensiver austauschen als über heute verfügbare Videoplattformen wie Teams oder Zoom“, sagt Behzad. „Anstatt sich einfach nur zu sehen und zu hören, könnten wir beispielsweise nebeneinander über ein virtuelles Firmengelände laufen und uns neue Maschinen beziehungsweise Produktionsanlagen ansehen und diese sogar berühren.“

Deutsche Bank Lounge
Deutsche Bank 3D lounge

Eine ganz neue Form der Zusammenarbeit

Diese Erfahrung machte auch Govind Sukumaran, Business Management Spezialist bei der Deutschen Bank. Bei einem 24-stündigen Hackathon tauschte er sich im vergangenen Jahr mit seinen Teammitgliedern im Metaverse aus. Sukumarans Teamkolleginnen und -kollegen arbeiteten physisch Tausende Kilometer voneinander entfernt: in Großbritannien, den USA, in Indien und Singapur.

Die Arbeit im Metaverse habe viel erleichtert. Sukumaran bezeichnet sie sogar als „Gamechanger“. "Wenn man als Avatar durch einen virtuellen Besprechungsraum läuft, kann man sehr kreativ sein,“ sagt er. „Man sieht die Leute, die am anderen Ende des Tisches sitzen, kann ihnen die Hand reichen und ihre Gespräche auch von der Seite hören – es entsteht eine Atmosphäre wie in einem herkömmlichen Besprechungsraum. Somit ist das Metaverse wie eine physische Version von Zoom!"

Das Metaverse ist wie eine physische Version von Zoom.Govind Sukumaran

Dennoch sieht Sukumaran Verbesserungspotenzial. Nach einigen Stunden im Metaverse und Tragen der VR-Brille litten er und seine Kollegen unter Schwindel, Orientierungsverlust und hatten das Gefühl, von der realen Welt abgeschnitten zu sein. Darüber hinaus konnte das Team aufgrund technischer Beschränkungen keine Ideen auf ein virtuelles Whiteboard schreiben oder gemeinsam an Dokumenten arbeiten.

Finanzen in virtuellen Welten steuern

Solche technischen Hürden gilt es zu überwinden, wenn das Metaverse ein Erfolg werden soll. Gelingt das, könnten weitere Bankdienstleistungen gefragt sein: Wie zum Beispiel eine Zahlungsinfrastruktur für virtuelle Welten aufzubauen oder Kredit- und Finanzierungslösungen für Unternehmen zu entwickeln, die im Metaverse Geschäfte eröffnen wollen.

Denn den Bereich Finanzen werden Unternehmen sowohl in der physischen als auch in der virtuellen Realität steuern müssen. Dies bringt neue Aufgaben mit sich und erfordert neue Kompetenzen. „Wir müssen unseren Unternehmen und Kunden dabei helfen, Ertragspotenziale, die das Metaverse verspricht, richtig einzuschätzen“, sagt Gerald Podobnik, Finanzchef der Unternehmens- und Investmentbank der Deutschen Bank. „Dafür müssen wir die volle Rentabilität der im Metaverse getätigten Geschäfte verstehen.“

Avatar Georg Berger

Georg Berger

…arbeitet in der Kommunikationsabteilung an Digitalthemen. Ihn interessiert, welche konkreten Anwendungsmöglichkeiten heute schon im Metaverse genutzt werden – und wie sich die Technologie weiterentwickelt. Für seine Recherche sprach er in der Deutschen Bank mit verschiedenen Experten wie Ufuk Avci, Tim Alexander, Sabih Behzad, Govind Sukumaran und Gerald Podobnik.

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