Nachricht 27. Januar 2022

Eine Nachricht von Christian Sewing zu unseren Ergebnissen im Jahr 2021

Die folgende Nachricht vom CEO Christian Sewing wurde an alle Mitarbeiter der Deutschen Bank gesendet

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

als wir im Juli 2019 unsere Strategie für den Konzernumbau und unsere Ziele für 2022 veröffentlichten, ernteten wir viel Skepsis. Nur wenige Beobachter trauten uns zu, dass wir in dreieinhalb Jahren ein so ambitioniertes Programm bewältigen würden; dass wir unser Geschäftsmodell erfolgreich neu ausrichten, die Kosten erheblich senken und die Deutsche Bank wieder nachhaltig profitabel machen könnten; und dass wir im Stande sein würden, unsere Transformation nicht nur mit unseren eigenen Mitteln zu finanzieren, sondern unseren Aktionärinnen und Aktionären wie geplant Kapital zurückzugeben.

Mit dem heutigen Tag zeigen wir, dass das möglich ist, was wir versprochen haben. Zu Beginn des dritten und letzten Jahres unserer Strategie „Antreten, um zu gewinnen“ legen wir erneut eine Erfolgsbilanz vor, auf die wir alle gemeinsam stolz sein können. 

2021 haben wir einen Vorsteuergewinn von 3,4 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 2,5 Milliarden Euro erzielt. Damit haben wir nicht nur unser Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr mehr als vervierfacht – der Nettogewinn ist auch der höchste seit einem Jahrzehnt. Dies ermöglicht es uns, in diesem Jahr wieder nennenswert Kapital an unsere Aktionäre auszuzahlen. Wie wir gestern angekündigt haben, werden wir der Hauptversammlung vorschlagen, rund 400 Millionen Euro in Form von Dividenden auszuschütten. Außerdem haben wir im Vorstand beschlossen, dass wir Aktien im Wert von 300 Millionen Euro zurückkaufen wollen. Das ist ein bedeutendes Resultat Ihrer Arbeit für unsere Eigentümer – und damit für unsere Bank. Dafür danken wir im Vorstand Ihnen von ganzem Herzen.

Das Ergebnis des vergangenen Jahres ist umso bemerkenswerter, da wir 2021 noch einmal deutlich mehr investiert haben, um unseren Umbau zu beschleunigen. Die erwarteten Kosten der Transformation haben wir nun fast vollständig hinter uns gelassen – 97 Prozent der geplanten Belastungen haben wir verdaut.

Wir haben das alles in einem anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Umfeld geschafft. Corona hat uns auch 2021 an vielen Stellen nicht so arbeiten lassen, wie wir uns das gewünscht hätten. Und ich habe großen Respekt davor, wie Sie auch im zweiten Jahr der Pandemie alle Einschränkungen und Rückschläge weggesteckt haben und flexibel auf ein Umfeld reagieren, das sich rasant und oft völlig unerwartet verändert.

Unser Milliardengewinn ist auch deshalb so erfreulich, weil alle Geschäftsbereiche ihren Beitrag dazu geleistet haben. Wir haben 2021 in jedem Segment unserer Kernbank Gewinn und Erträge gesteigert und den großen Wert unseres ausgewogenen Geschäftsmodells bewiesen.

Unsere Erträge konnten wir um sechs Prozent auf 25,4 Milliarden Euro steigern. Und diesen Anstieg verdanken wir zu einem bedeutenden Teil einem starken Neugeschäft und Marktanteilsgewinnen. Ein Blick auf die einzelnen Geschäftsbereiche verdeutlicht das: 

  • In der Unternehmensbank ist das Kreditbuch 2021 um acht Milliarden Euro gewachsen, und wir konnten im Jahresverlauf netto 18 Milliarden Euro an Einlagen einwerben. Gleichzeitig erheben wir auf einen größeren Teil der Einlagen Gebühren, was uns 2021 insgesamt 364 Millionen Euro an Erträgen brachte. Dank dieser neuen Preismodelle und Wachstum im Kundengeschäft gelang es, die Belastungen durch das anhaltende Niedrigzinsumfeld zu kompensieren und den Vorsteuergewinn bei stabilen Erträgen um 86 Prozent zu steigern. Besonders erfreulich war das Schlussquartal, in dem die negativen Zinseffekte bereits deutlich nachließen und die Erträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zehn Prozent anzogen.
  • Die Investmentbank konnte ihre Erträge im Vergleich zum sehr starken Vorjahr nochmals um vier Prozent steigern, und auch der Vorsteuergewinn wuchs um 17 Prozent. Diese positive Entwicklung verdanken wir nicht nur der guten Entwicklung in unserem Handels- und Finanzierungsgeschäft, sondern auch einem Ertragswachstum um 23 Prozent im Emissions- und Beratungsgeschäft. In diesem Bereich eroberten wir 2021 die Spitzenposition in Deutschland zurück. Und im stark wachsenden Geschäft mit ESG-Anleihen lagen wir global auf Rang fünf, nachdem wir vor zwei Jahren noch Platz 13 belegten (Quelle: Dealogic).
  • Die Privatkundenbank ist 2021 in die Gewinnzone zurückgekehrt und hat die Erträge im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent gesteigert. Damit konnte sie sowohl das negative Zinsumfeld als auch die Belastungen durch das BGH-Urteil zu Kontogebühren ausgleichen. Entscheidend für die gute Entwicklung war das Neugeschäft: Wir haben 23 Milliarden Euro an Nettozuflüssen in Anlageprodukte verbucht und Nettoneukredite in Höhe von 15 Milliarden Euro vergeben. Die Einlagen wuchsen um sieben Milliarden Euro.
  • Unsere Vermögensverwaltung blickt auf ein äußerst erfolgreiches Jahr zurück. Nach Nettomittelzuflüssen von 48 Milliarden Euro und einer guten Wertentwicklung der Anlageprodukte verwaltet sie in ihren Depots jetzt 928 Milliarden Euro – beides sind Rekordwerte. Folglich stiegen die Erträge um 21 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Der Vorsteuergewinn erhöhte sich sogar um 50 Prozent auf 816 Millionen Euro. Besonders freut uns, dass 40 Prozent der gesamten Nettomittelzuflüsse von Anlegern in Fonds der DWS flossen, die Aspekte von Umwelt, Sozialem und guter Unternehmensführung (ESG) berücksichtigen.

 Das deckt sich mit der Entwicklung in unseren anderen Geschäftsbereichen, in denen das Kundeninteresse an ESG-Produkten ebenfalls rasant wächst. Zum Jahresende hatten wir 157 Milliarden Euro an nachhaltigen Finanzierungen und Anlagen ermöglicht. Damit werden wir unser Ziel von mindestens 200 Milliarden Euro voraussichtlich schon 2022 und nicht erst Ende 2023 erreichen können. Hier zahlt es sich aus, dass wir Nachhaltigkeit im Sommer 2019 als Management-Priorität definiert haben. Wir haben nicht nur unser Nachhaltigkeitsteam vergrößert, sondern uns auch regional und in den Geschäftsbereichen personell verstärkt. Und das ist erst der Anfang.

Unsere großen Erfolge auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit zeigen aber auch, dass es bei unserer Transformation um mehr geht als um Zahlen. Es geht um einen tiefgreifenden Wandel, es geht um das, wofür unsere Bank da sein soll. Wir sind die Globale Hausbank, und als solche wollen wir für unsere Kunden der bestmögliche Berater, Partner und Risikomanager sein.

Dafür investieren wir gezielt in unser Geschäft und haben mehr Geld für unsere variable Vergütung zurückgestellt. Damit reagieren wir auch auf die aktuelle Gehaltsentwicklung in einigen stark umkämpften Bereichen, in denen sich der Wettbewerb um die besten Arbeitskräfte erheblich verschärft hat. Wir haben außerdem die Ausgaben für Technologie erhöht und unseren Umbau beschleunigt, weil wir so dauerhaft Kosten senken und unser Geschäftswachstum stärken. Und wir haben weiter investiert, um unsere Systeme zur Geldwäschebekämpfung zu optimieren und unsere Kontrollen weiter zu stärken.  

All diese Ausgaben sind der wesentliche Grund, warum unsere bereinigten Kosten 2021 langsamer gesunken sind als in den Vorjahren. Ohne Umbaukosten und erstattungsfähige Ausgaben im Zusammenhang mit dem Hedgefonds-Geschäft (Prime Finance) lagen sie bei 19,3 Milliarden Euro und damit rund 250 Millionen Euro niedriger als ein Jahr zuvor.

Wir bleiben aber absolut diszipliniert und werden unsere Ausgaben weiter senken, um unsere Finanzziele einer Rendite auf das materielle Eigenkapital von acht Prozent und einer Aufwand-Ertrag-Relation von 70 Prozent in diesem Jahr zu erreichen.

Die Voraussetzungen hierfür haben wir auch dadurch geschaffen, dass unsere Einheit zur Freisetzung von Kapital beim Risikoabbau schon jetzt vor ihrem Fahrplan für Ende 2022 liegt. Zum Jahresende haben wir auch den Transfer von Kundenbeziehungen, Technologie und Personal aus unserem Geschäft mit Hedgefonds und dem elektronischen Aktienhandel an BNP Paribas erfolgreich abgeschlossen.

Dass wir dieses Jahr wieder Kapital ausschütten können, verdanken wir wiederum auch unserer grundsoliden Bilanz: Unsere Kernkapitalquote (CET1) übertraf Ende 2021 trotz negativer Effekte durch regulatorische Änderungen unsere Planungen. Mit 13,2 Prozent liegt sie auch weiter deutlich über unserem Minimalziel und den Vorgaben der Aufsicht.

Mit dieser starken Kapitalbasis und der ausgezeichneten Marktposition im internationalen Wettbewerb liegt es nun in unseren Händen, unsere dreieinhalbjährige Transformationsstrategie erfolgreich abzuschließen. Das setzt voraus, dass wir erneut mit voller Kraft an unseren Zielen arbeiten.

2022 ist das Jahr, in dem wir dem Markt endgültig beweisen können, dass wir nachhaltig profitabel sind. Hierin steckt ein unglaubliches Potenzial – nicht zuletzt für unseren Aktienkurs. Immer noch liegen wir bei rund 45 Prozent des Buchwerts, was einer Bank, die eine Rendite auf das materielle Eigenkapital von acht Prozent erwirtschaftet, nicht gerecht würde. Lassen Sie uns gemeinsam beweisen, dass wir es können. Das Jahr hat gut begonnen, jetzt geht es darum, dieses Momentum weiter zu nutzen – Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat, Quartal für Quartal. 

Wir haben bis hierher gezeigt, wie viel in unserer Bank steckt – und in Ihnen, unseren Kolleginnen und Kollegen in aller Welt. Wir haben die Deutsche Bank nachhaltig zurück in die Gewinnzone und auf Wachstumskurs gebracht. Und wir haben uns fest vorgenommen, dass uns von diesem Kurs nichts mehr abbringt. Lassen Sie uns auch die verbliebenen Zweifler davon überzeugen.

Herzliche Grüße

Ihr Christian Sewing

Wie hilfreich war der Artikel?

Wählen Sie Sterne aus, um eine Bewertung abzugeben

Erfolgreich