Klimawandel: Hilfe aus dem All

Mit Kleinstsatelliten und hochauflösenden Kameras will das Start-up OroraTech aus München künftig alle 30 Minuten aktuelle Wärmebilder der gesamten Erdoberfläche liefern. Und so helfen, Waldbrände früh zu erkennen und schneller zu löschen.

Klimawandel bekämpfen mit Daten aus dem All

Waldbrände und Klimawandel: eine fatale Wechselwirkung 

Ausgetrocknete Böden, hohe Lufttemperaturen und Wind steigern das Risiko für Brände und sind eine Gefahr für Menschen, Tiere und ganze Ökosysteme. Zunehmend sind auch nördliche Regionen wie Mittel- und Nordeuropa betroffen. Sogar in der Arktis konnten in jüngster Zeit sogenannte „Zombie-Brände“ beobachtet werden, die wochen- und monatelang unterirdisch in kohlenstoffreichen Torfböden schwelen. 

Zwar sind Waldbrände ein fester Bestandteil vieler Ökosysteme – und zunächst durch nachwachsende Vegetation nicht klimaschädlich. Wenn Wälder aber häufiger und auf größeren Flächen abbrennen wie in den vergangenen Jahren, führen die dabei frei gesetzten Emissionen wiederum zu einem Anstieg der Temperaturen.

Großer wirtschaftlicher Schaden

Auch wirtschaftlich sind die Auswirkungen enorm: Alleine in den Jahren 2019 bis 2021 entstanden weltweite Schäden in Höhe von 24 Milliarden US-Dollar, wie der Versicherer Munich Re ermittelt hat. Als wäre das nicht genug, beschleunigen Waldbrände zunehmend den Klimawandel – ein Teufelskreis.

Früherkennung mit neuen Technologien

Um große, teilwiese auch abgelegene Gebiete schnell und zuverlässig zu überwachen, setzen betroffene Regionen, Kommunen, aber auch private Firmen und Forstbetriebe zunehmend auf Überwachung durch Satelliten. Es sind derzeit 8000 Satelliten im All, monatlich kommen etwa 170 hinzu – aber sie erfüllen sehr unterschiedliche Aufgaben und sind nicht alleine auf Waldbranderkennung oder Temperaturmessungen ausgelegt. 

So stellen die Satelliten von ESA (European Space Agency) und NASA (National Aeronautics and Space Administration) zwei Mal täglich aktuelle Daten bereit – das ist zu selten, wenn es um ein globales Frühwarnsystem geht.

Ab 2026: Alle 30 Minuten aktuelle Wärmebilder der Erde

Das Ziel des Münchener Space Start-ups OroraTech ist es, mit eigenen Satelliten-Kameras alle 30 Minuten aktuelle Daten der gesamten Erdoberfläche zur Verfügung zu stellen. Dafür sollen bis 2026 rund 100 Kleinstsatelliten mit Kameras ins All geschickt werden.

Ororatech laboratory camera for satellite

„Wir stellen Daten schnell bereit und unsere Kameras sind klein und kompakt – das sind die großen Vorteile unseres Systems“, erklärt Fabia Höhne Tarragona von OroraTech. Gemeinsam mit einem Team aus Ingenieuren haben sie zwei Jahre an einer hochauflösenden Kamera getüftelt, die die Größe einer Schuhbox hat und ohne Kühlsysteme auskommt. 

Dass es funktioniert, haben erste Versuche bewiesen – die Kamera ist bereits auf Satelliten im Einsatz.

Zu unseren Kunden zählen private Forstbetriebe, NGOs in Afrika, Nationalparks in Australien sowie Firmen in der Holzindustrie, wie beispielsweise große Papierhersteller in Südamerika.Viktor Gauk, Finanzchef, OroraTech

Daten als Dienstleistung

Satellitendaten als Dienstleistung verkaufen: Dieses Geschäftsmodell ist laut Gauk ein wachsender Markt. OroraTech kann mit den Kameras nicht nur Waldbrände aufspüren. „In der Kombination unserer Kamerabilder mit anderen Daten, wie beispielsweise Windgeschwindigkeiten und Niederschlagsmengen können wir auch wichtige Informationen für die Landwirtschaft oder Kommunen bereitstellen, die zunehmend unter Hitzewellen leiden.

Ororatech lab thermal analysis

New Space: Entwicklung der kommerziellen Raumfahrt

Der „New Space“-Sektor ist im Aufwind: Zwischen 2012 und 2021 stiegen die jährlichen Investitionen in diesem Bereich von 300 Millionen US-Dollar jährlich auf 10 Milliarden US-Dollar. Unter New Space versteht man private Raumfahrt-Initiativen, in der visionäre Unternehmer Entwicklungen vorantreiben. Lange Zeit war der Bereich ausschließlich in staatlicher Hand- alleine schon wegen der immensen Kosten.  Diese konnten in jüngster Vergangenheit deutlich gesenkt werden, so dass es auch Universitäten oder kleineren Start-ups möglich ist, Weltraummissionen zu starten. 

 „Die meisten Unternehmen werden künftig Daten und Dienstleistungen nutzen, die durch neue Raumfahrttechnologien ermöglicht werden“, ist sich Gauk sicher. Im Fall von OroraTech sollen sie dabei helfen, die Auswirkungen des Klimawandels und Naturphänomene besser einzuordnen. Und damit die Widerstandsfähigkeit des Patienten Erde stärken.

Waldbrände: düsterer Ausblick bis 2100

90 Prozent der Brände sind menschengemacht – die achtlos weggeschmissene Zigarette, Glasscherben sowie leider auch Brandstiftungen – und werden begünstigt durch Siedlungen, die bis in gefährdete Gebiete hinein reichen. Das gilt es zu ändern, beispielsweise durch Aufklärung und rücksichtsvolleres Bauen. Dennoch gehen Experten des UN-Umweltprogramms (UNEP) davon aus, dass Waldbrände bis Ende des Jahrhunderts um bis zu 50 Prozent zunehmen könnten. Und zwar nicht nur in den aktuell besonders betroffenen Regionen wie dem Westen der USA, Nord-Sibirien, Zentralindien oder im Osten Australiens.

Ororatech Satellit Anwendung

Über OroraTech

Gegründet 2018, ist OroraTech heute das führende Unternehmen im Bereich der Erdbeobachtung durch Wärmebildkameras. Die Auswertungen helfen Kunden, die Folgen des Klimawandels zu bekämpfen.  OroraTechs Wildfire Intelligence Solution unterstützt weltweit Privatunternehmen, Regierungsorganisationen und NGOs bei der Erkennung von Waldbränden.

Anfang 2022 konnte OroraTech die erste Wärmebildkamera auf einem eigenen Nanosatelliten ins All schicken und legte damit den Startschuss für eine Konstellation aus 100 Nanosatelliten, die kontinuierlich die Temperatur der Erde messen und datenbasierte Trends auswerten.  

Sonja Dammann

Sonja Dammann

… entwickelt digitale Formate im Deutsche Bank Kommunikations-Team. Sie ist fasziniert davon, was technisch bereits möglich ist, um dem Klimawandel zu begegnen und welche kreativen unternehmerischen Ideen es gibt – und hofft, dass sie genügend Unterstützung bekommen, um den großen Durchbruch schaffen.

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