Medieninformation 20. November 2020

Deutsche-Bank-Studie: „Robuste Deutsche? – Wie die Bundesbürger die Corona-Krise meistern“

Drei von vier Deutschen geben an, die Corona-Krise bisher einigermaßen gut gemeistert zu haben – fünf Prozent sehen sich sogar als Gewinner der Pandemie – aber: Ein Viertel der Menschen erleidet deutliche Einkommenseinbußen
Rückwirkend große Zustimmung für die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen („Lockdown“) im Frühjahr – 67 Prozent der Deutschen bewerten staatliche Hilfen positiv


Die Deutschen zeigen sich nach eigener Einschätzung bei der Bewältigung der Corona-Krise als robust. Mehr als Dreiviertel aller Deutschen (76 Prozent) geben an, die Pandemie bislang einigermaßen gut gemeistert zu haben. Fünf Prozent zählen sich sogar zu den Gewinnern der Krise, die ihnen neue Möglichkeiten eröffnen würde.

Die Kehrseite der Medaille ist das knappe Viertel der Befragten (24 Prozent), die deutliche Einbußen beim Haushaltsnetto-Einkommen verkraften müssen – im Schnitt hat dieser Teil der Bevölkerung 400 Euro weniger im Portemonnaie als vor der Pandemie. Die Rückgänge treffen jene Bürger besonders stark, die ohnehin über geringere Einkommen verfügen. Bei den Geringverdienenden ist die Lage damit auch dramatisch: Hier sieht sich mehr als die Hälfte (51 Prozent) am finanziellen Existenzminimum.

Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Deutsche-Bank-Studie „Robuste Deutsche? – Wie die Bundesbürger die Corona-Krise meistern“. Für die Studie hat die Deutsche Bank mithilfe des Meinungsforschungsinstituts Ipsos in der Zeit vom 16. bis 24. September 2020 insgesamt 3.200 Bundesbürger im Alter von 20 bis 65 Jahren online befragt.

Der Zeitraum der Studie liegt damit nach den ersten Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen („Lockdown“) im Frühjahr und noch vor dem Beschluss über die zweite Phase der Corona-Beschränkungen ab Anfang November. Die Ergebnisse liegen auch für die einzelnen 16 Bundesländer vor. Gefragt wurden die Deutschen nach der Bewertung der staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Krise, nach ihren Sorgen und persönlicher Betroffenheit sowie nach den wirtschaftlichen Konsequenzen und ihren Erwartungen, welche langfristigen Folgen die Pandemie haben könnte.

Befragte lassen sich in vier Gruppen einteilen
Auf Basis der Selbsteinschätzung in der Studie lassen sich die Befragten in vier Gruppen einteilen: Neben den „Bewältigern“ der Krise (76 Prozent) und den „Gewinnern“ (5 Prozent) gibt es die sich stark eingeschränkt fühlenden „Verlierer“ (13 Prozent) und die „Leugner“ der Krise (6 Prozent). Die „Verlierer“ der Krise haben ein geringeres Einkommen als vorher und sind häufiger alleinstehende Frauen mit Kindern. Die „Gewinner“ geben an, mit Corona über ein höheres Einkommen zu verfügen.

„Bewältiger“ der Krise sind am häufigsten in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen anzutreffen; „Gewinner“ findet man am ehesten im Südwesten Deutschlands. Hingegen leben „Verlierer“ der Krise häufig in den Stadtstaaten Deutschlands sowie in Brandenburg. Die Befragten in Sachsen sehen häufiger als in anderen Bundesländern keine Krise im Zusammenhang mit Corona.

Mehr als ein Drittel der Bevölkerung leidet kaum (36 Prozent), etwa jeder Zehnte hingegen stark unter der Krise (12 Prozent). Personen, die über ein höheres Einkommen verfügen, leiden häufiger „nur wenig“ unter den Einschränkungen. Viele Deutsche können der Krise auch etwas Positives abgewinnen: Sie empfinden Ruhe und mehr Zeit für sich selbst, für die Familie und für Freizeitbeschäftigungen als positive Erfahrungen – wie auch das Homeoffice, die Digitalisierung und Naturerlebnisse.

Staatliches Handeln und Unterstützung der Wirtschaft werden gelobt
Viel Zustimmung der Deutschen gibt es rückwirkend für den Lockdown im Frühjahr 2020. 58 Prozent bewerten die Maßnahmen der Regierung als sinnvoll für die Gesundheit aller Menschen. Noch größer ist der Rückhalt für die umfassenden Hilfen zugunsten der Wirtschaft, die mehr als zwei Drittel (67 Prozent) der Deutschen für richtig halten. Weniger Einigkeit herrscht in Bezug auf den richtigen Umfang der staatlichen Maßnahmen.

27 Prozent der Befragten halten ihn für gerade richtig, ebenso viele für zu gering, während 16 Prozent glauben, der Staat tue zu viel. 30 Prozent trauen sich hier kein Urteil zu. Menschen mit einem höheren Einkommen und Männer sind am ehesten zufrieden mit dem Umfang der staatlichen Hilfe. Stefan Schneider, Chefvolkswirt Deutschland der Deutschen Bank, sagt zu den Ergebnissen der Studie: „Die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Corona-Krise und der Reaktion der Politik stellt die Kommunikation der Regierung vor extreme Herausforderungen. Die ökonomische Analyse muss sich noch mehr als sonst vor reinen Durchschnittsbetrachtungen hüten.“

Einig sind sich die Deutschen auch darin, dass Corona und die Folgen das Land noch lange belasten werden. Als am wahrscheinlichsten wird angesehen, dass Deutschland drei bis fünf Jahre (44 Prozent) benötigt, bis es sich von den Auswirkungen erholt hat. 13 Prozent glauben sogar, dass die Folgen von Corona das Land sechs bis zehn Jahre und länger belasten werden.

Vertrauen in die Stärke des Standorts Deutschland
Laut der Befragten wird der Wirtschaftsstandort Deutschland durch Corona gestärkt: Jeweils drei Viertel der Deutschen sind davon überzeugt, dass infolge der Corona-Pandemie die Herstellung und Produktion (75 Prozent) sowie die Forschung und Entwicklung (74 Prozent) in Deutschland wichtiger geworden sind. Immerhin noch 73 Prozent betonen die gestiegene Bedeutung der lokalen Wirtschaft.

Dieses Vertrauen in den Produktions- und Forschungsstandort Deutschland wird begleitet von der Zuversicht der Befragten, das Land werde die Krise gut überstehen; 55 Prozent der Deutschen erwarten dies. Mehr als ein Viertel (26 Prozent) traut Deutschland sogar zu, gestärkt aus der Pandemie hervorzugehen. 44 Prozent der Bundesbürger sehen die aktuelle Situation zudem als einmalige Chance für einen Neustart unserer Gesellschaft; sie betonen die Möglichkeit, viele gesellschaftliche Stellschrauben neu oder besser justieren zu können.

Das kommentiert Stefan Schneider wie folgt:

Der internationale Vergleich zeigt, dass Deutschland trotz der erheblichen Herausforderungen in der zweiten Welle über ein exzellentes Gesundheitssystem verfügt und dass staatliche Stellen auch unter widrigen Bedingungen weiterhin funktionieren.

Gespalten sind die Deutschen dagegen beim Fortschritt der Digitalisierung am Standort Deutschland. 38 Prozent glauben, dass durch die aktuelle Krise die Digitalisierung in deutschen Unternehmen vorangetrieben wird. 29 Prozent sind jedoch der Meinung, das Land sei im globalen Digitalisierungswettbewerb schon jetzt abgehängt und könne diesen Rückstand nicht mehr aufholen.

Je nach Region zeigt sich bei der Einschätzung, wie sich die Wirtschaft in den kommenden zwei Jahren entwickeln wird, ein unterschiedliches Bild. Eine Mehrheit ist pessimistisch, was die weltweite (59 Prozent) und die europäische (52 Prozent) Entwicklung betrifft. Für Deutschland sehen dies nur 39 Prozent negativ, und für die eigene Region nur 37 Prozent. Damit einhergehend glaubt der überwiegende Teil der Deutschen (53 Prozent), dass die persönliche wirtschaftliche Lage trotz der Corona-Krise unverändert bleibt. Optimistisch sind am ehesten die 20- bis 34-Jährigen und die Besserverdienenden.

Wie konsumieren und sparen die Deutschen in der Krise?
Ein geteiltes Bild liefern die Deutschen in Bezug auf den Umgang mit Geld, beim Konsum und beim Sparen: Jeder Zweite (52 Prozent) gibt aktuell genau so viel Geld aus wie vor der Corona-Krise, sechs Prozent von ihnen sogar mehr. 42 Prozent geben weniger aus als vorher, wobei die 20- bis 34-Jährigen und die weiblichen Befragten am stärksten kürzertreten müssen.

Fast die Hälfte der Befragten (49 Prozent) gibt wegen Corona weniger für Reisen aus; immerhin ein knappes Drittel (30 Prozent) hat die Ausgaben für Bekleidung gesenkt. Tiefer in die Tasche greifen die Deutschen hingegen für Lebensmittel (19 Prozent), Medikamente und Hygieneartikel (15 Prozent) sowie für Balkon und Garten (13 Prozent). 63 Prozent der Befragten lassen sich bei größeren Anschaffungen nicht von Corona beeinflussen. Vor allem die 55- bis 65-Jährigen verschieben diese nicht (72 Prozent).

Viele wählen während der Corona-Pandemie den Ort ihres Einkaufs bewusst. Anders als in normalen Zeiten unterstützen 40 Prozent gezielt ihre lokalen Geschäfte, indem sie dort öfter einkaufen; vor allem Ältere handeln so (45 Prozent). 17 Prozent geben an, dass sie wesentlich häufiger online einkaufen als vor der Krise.

Dieses Verhalten ist bei den Jüngeren deutlich ausgeprägter (22 Prozent). Zu den Gewinnern der Krise gehört ganz klar das bargeldlose Bezahlen. Jeder dritte Deutsche bezahlt häufiger kontaktlos mit Girocard/Maestrokarte (34 Prozent). 16 Prozent erledigen ihre Bankgeschäfte vermehrt online, vor allem die 20- bis 34-Jährigen (26 Prozent); neun Prozent bezahlen häufiger kontaktlos mit dem Smartphone.

Eisern sind die Deutschen beim Sparen: Fast die Hälfte der Befragten legt genauso viel Geld zurück wie vor der Krise (46 Prozent). Allerdings spart mehr als jeder dritte Geringverdiener überhaupt nicht (37 Prozent). Aktuell achten die Deutschen bei der Geldanlage besonders auf die Sicherheit der Anlage (33 Prozent) sowie auf niedrige Preise und Gebühren (29 Prozent).

Und wenn die Pandemie endlich bewältigt ist…
…dann wollen die Deutschen vor allem drei Dinge: Endlich die Maske loswerden (58 Prozent), unbesorgt reisen (54 Prozent) und Freunde und Verwandte zur Begrüßung wieder umarmen (44 Prozent).

Über die Deutsche Bank

Die Deutsche Bank bietet vielfältige Finanzdienstleistungen an – vom Zahlungsverkehr und dem Kreditgeschäft über die Anlageberatung und Vermögensverwaltung bis hin zu einem fokussierten Kapitalmarktgeschäft. Sie bedient Privatkunden, mittelständische Unternehmen, Konzerne, die Öffentliche Hand und institutionelle Anleger. Die Deutsche Bank ist die führende Bank in Deutschland mit starken europäischen Wurzeln und einem globalen Netzwerk.

Wie hilfreich war der Artikel?

Wählen Sie Sterne aus, um eine Bewertung abzugeben

Erfolgreich