„Manches wird ein Erfolg, manches ist für die Schublade“
Innovationsgeist und die Bereitschaft, auch mal ein Risiko einzugehen: Mit dieser Einstellung hat es der deutsche Maschinenbauer Mosca bis an die Spitze seiner Branche geschafft – allen Herausforderungen zum Trotz.
Gewicht kostet Geld – es bedeutet mehr Material, höheren Aufwand beim Transport und einen schlechteren CO2-Fußabdruck des Herstellers. Auch aus diesem Grund haben PET-Flaschen im Supermarkt heute viel dünnere Kunststoff-Wände als früher. Sie sind leichter und nachhaltiger – aber auch empfindlicher. Wer sein Produkt verschlankt oder ressourcenschonender verpackt, muss dafür sorgen, dass es trotzdem heil beim Kunden ankommt.
Gut, wenn man dann einen Experten an Seite hat, der genau weiß, wie man die Ware für den Transport sichert. Einen wie Timo Mosca. „Was für die Kunststoffflasche gilt, trifft auf jedes Produkt zu – von Lebensmitteln über Smartphones bis hin zu großen Maschinen“, sagt er. Gemeinsam mit seiner Frau Simone ist er Inhaber und Geschäftsführer von Mosca. Das Unternehmen stellt seit den 1960er-Jahren Maschinen zum Verpacken von Paketen und Ladungen unterschiedlichster Größe her – und liefert das Verbrauchsmaterial gleich mit. Das Kerngeschäft sind heute wie damals Anlagen zur sogenannten Umreifung: sie legen bereits verpackten Produkten ein enges Kunststoffband um und verschweißen es.
Nicht sexy, aber wichtig
„Wir kümmern uns um den allerletzten Prozessschritt unserer Kunden – die Ware sicher zu machen für den Transport. Das ist nicht sexy, aber wichtig“, fasst Simone Mosca zusammen. „Viele denken beim Thema Verpackung nur an die schöne Umverpackung, die später im Regal steht. Aber der Zwischenschritt – die Transportsicherung – wird oftmals wenig beachtet.“ Zu Unrecht, denn schließlich soll die Ware auf der weiten Reise vom Werk zum Händler unbeschädigt bleiben und die Umwelt möglichst wenig belasten. Da kommt es auf zwei Dinge an: die richtigen Maschinen und umfassendes Know-how.
Dass Mosca heute beides bietet, kommt nicht von Ungefähr: Gezieltes Wachstum, Erfindergeist und die Bereitschaft, auch mal ein Risiko einzugehen – so agiert das Unternehmen seit mehr als einem halben Jahrhundert. Es hat schwere Wirtschaftskrisen überstanden und sich erfolgreich auf neue Trends eingestellt – etwa den Umweltschutz. Auf seinem langen Weg hat Mosca dabei auch Dinge gewagt, über die andere erst einmal den Kopf schüttelten.
Niemand glaubte an die Idee – außer Mosca
„Als wir begonnen haben, die Bänder mit Ultraschall zu verschweißen, hat jeder gesagt, dass wäre unmöglich“, erinnert sich Timo Mosca. Führende Hersteller von Ultraschallgeräten, die eigene Branche, erfahrene Kunden: Niemand glaubte an die Idee - außer den Tüftlern in der Entwicklungsabteilung von Mosca. „Wir halten die Augen immer nach neuen oder anderen Technologien offen, um uns weiterzuentwickeln“, sagt er. „Manches davon wird ein Erfolg, manches ist erstmal etwas für die Schublade.“
Wie zum Beispiel der Versuch mit Polylactid Acid: Die Moscas wollten aus dem Kunststoff die Bänder herstellen, mit denen ihre Maschinen die Waren verpacken. Das Problem lag zunächst im Extrudieren des Materials – ein schwieriger Schritt, bei dem der Kunststoff aus einer Öffnung in Form gepresst wird und erkaltet. „Am Ende hat es funktioniert und wir haben heute ein Patent darauf“, sagt Simone Mosca. „Aber leider hat sich Polylactid Acid in unserer Branche nicht durchgesetzt. Die Recycler haben diesen Kunststoff nicht auf dem Zettel - und ohne Kreislauf des Materials macht es aus Nachhaltigkeitsgründen keinen Sinn, ihn einzusetzen.“ Ein Plan für die Schublade eben, falls sich die Zeiten einmal ändern.
Wir haben viele Ideen und gehen auch offen mit Fehlschlägen um
Hartnäckigkeit und selbstkritisches Selbstbewusstsein prägen die Kultur des Unternehmens. „Wir haben viele Ideen und gehen auch offen mit Fehlschlägen um“, betonen beide Inhaber. „Wichtig ist aber, dass unsere Maschinen beim Kunden zuverlässig funktionieren und die Verpackung nachhaltig ist“, ergänzt Timo Mosca. Schließlich landen Verpackungen nach dem Transport ohnehin im Müll, da achten Moscas Kunden vor allem auf eine Verpackung, die möglichst wenig die Umwelt belastet. Zum einen nutzt Mosca Verbrauchsmaterial aus nachhaltiger Kreislaufwirtschaft. Zum anderen verbraucht das Unternehmen so viel Material wie nötig, aber so wenig wie möglich.
Objektive Daten für die beste Lösung
Um sich immer weiter zu verbessern, haben die Moscas entschieden, erneut zu investieren – in ein Technologiezentrum. „Wir wollen unser Versprechen, die beste Verpackung zu bieten, mit Daten messen und belegen“, erläutert Johannes Wieder, Sales Manager Logistics und Mitarbeiter im TechCenter am Firmensitz in Waldbrunn im Odenwald. Dort verpacken Wieder und seine Kolleg*innen die Produkte der Kunden auf unterschiedliche Weise – und prüfen anschließend auf einer Teststrecke, was mit der Ladung unter Belastung passiert. Da werden die Paletten gerüttelt, geschüttelt, angehoben, gekippt und auch mal auf Kollisionskurs gebracht. „So können wir mit objektiven Daten herausfinden, welche Lösung für unsere Kunden die beste ist“, sagt der Logistik-Experte.
Mit dem Technologiezentrum will Mosca der Branche wieder einmal einen Schritt voraus sein. „Wir lernen bei jedem Test etwas dazu und können dadurch mit neuen Ideen unsere Innovationspipeline füllen“, sagt Simone Mosca. „Wenn wir dauerhaft vorne mitspielen und uns von einzelnen Technologien oder Produkten unabhängig machen wollen, heißt das für uns: Ideen entwickeln, investieren und ausprobieren.“
Auch der breite Kundenstamm mit Unternehmen jeglicher Größe aus dutzenden Branchen macht Mosca resilient, ebenso wie die hohe Fertigungstiefe und die große Expertise der Belegschaft. Was nicht heißt, dass steigende Rohstoffpreise, bröckelnde Lieferketten und hohe Inflation an dem Maschinenbauer spurlos vorbeigegangen wären. „Es bringt aber nichts, hilflos zurückzublicken. Unser Prinzip ist es, nach vorn zu schauen“, so Timo Mosca. „Die richtige Balance aus Wachstum und das bewahren zu wollen, was man erreicht hat, ist dabei ganz wesentlich. Das eine bedingt dabei das andere.“
Die richtige Balance aus Wachstum und das bewahren zu wollen, was man erreicht hat, ist dabei ganz wesentlich.
Vorneweg gehen, gemeinsam mit den Beschäftigten
Etwas, das nicht ohne ein motiviertes Team funktioniert. „Wir müssen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf jedem Schritt mitnehmen – auch wenn das nicht immer einfach ist“, mahnt Simone Mosca. Sich kontinuierlich weiterzuentwickeln erfordere viel Flexibilität von allen in der Firma. Zu kommunizieren und ins Gespräch zu kommen, sei dabei der einzig gute Weg, um niemanden auf der Strecke zu verlieren.
Das klingt anstrengend - warum also nicht einfach einen Gang zurückschalten? Timo Mosca: „Wir haben den Anspruch, technologisch immer vorneweg zu gehen und den Markt zu gestalten. Das ist Teil des Rezepts, mit dem wir in der Lage sind, Krisen gut zu überstehen.“
Über Mosca
Seit mehr als 50 Jahren steht die Firma Mosca für Expertise bei der Sicherung von Transportgüter aller Art – auch bei den ganz komplizierten Fällen. Sie produziert sowohl die Maschinen als auch das passende Verpackungsmaterial, etwa Kunststoffbänder oder Folien. Für das Familienunternehmen aus Waldbrunn im Odenwald sind Pioniergeist und Innovationsstärke unverzichtbarer Teil des Geschäftsmodells. Für sein Engagement im Bereich Nachhaltigkeit wurde Mosca vom Wirtschaftsmagazin Focus Money unlängst als „Nachhaltigstes Unternehmen Deutschlands“ im Bereich Maschinenbau ausgezeichnet.
Felix Winnands
… bewundert Menschen, die sich von Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen lassen, sondern immer neue Wege einschlagen. Beim Gespräch mit dem Unternehmerehepaar Mosca fand er diese Eigenschaften wieder – zusammen mit einer ungewöhnlichen Klarheit und Offenheit, ihre Geschichte zu erzählen.
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