Smart contract

Vom Papier zum digitalen Protokoll: Geld in einer tokenisierten Welt

Ob CBDC, Etherum oder Stablecoin: Diese digitalen Währungen werden in einer Welt von Blockchains und Computercode eine Hauptrolle spielen.

Kryptowährungen

Kryptowährungen wie Ethereum und Bitcoin

Bitcoin, das vor gut 15 Jahren vom mythenumwobenen Satoshi Nakamoto entwickelt wurde, arbeitet auf einem dezentralen Netzwerk von mehr als 10.000 Computern, und zwar auf Grundlage des „Proof-of-Work-Protokolls“. Dieser Konsensmechanismus sieht vor, dass sogenannte Bitcoin-Miner nacheinander komplexe mathematische Rätsel lösen, die automatisch vom Bitcoin-Protokoll generiert werden. Damit validieren sie Transaktionen und gewährleisten die Sicherheit und Unveränderlichkeit der Bitcoin-Blockchain. Bitcoin kommt in erster Linie als digitaler Vermögenswert zum Einsatz – wie eine Art digitales Gold.

Ethereum, die zweitgrößte Kryptowährung, wickelt nicht nur die Zahlungen ab, sondern bietet zudem „Smart Contracts“ und dezentrale Anwendungen (DApps). Ein Smart Contract ist ein selbstausführendes Computerprogramm, das auf der Blockchain gespeichert ist und automatisch eine Vereinbarung zwischen den beteiligten Parteien schließt und ausführt, ohne dass Vermittler erforderlich sind, etwa Anwälte oder Immobilienmakler – mehr dazu weiter unten in einem eigenen Punkt. Bei einer DApp handelt es sich um eine Anwendung, die mithilfe von Smart Contracts auf einer Blockchain ausgeführt wird.

Die zu Ethereum gehörende Blockchain nutzt seit dem Jahr 2022 das „Proof-of-Stake“-Protokoll (POS). POS ermöglicht es Blockchains, Transaktionen durch sogenannte „Validatoren“ zu überprüfen. Die Netzwerke wählen diese Validatoren nach dem Zufallsprinzip aus – Voraussetzung ist, dass diese ihr Ethereum als Sicherheit eingesetzt haben. Der Vorteil: POS verbraucht viel weniger Energie als der vorherige Prozess. Ethereum führte außerdem „Gasgebühren" ein, um die Kosten zu steuern, die durch die komplexen Rechenvorgänge entstehen.

Kryptowährungen sind zwar mit Risiken verbunden – zum Beispiel mit Blick auf Volatilität, Sicherheit und regulatorische Ungewissheit. Trotzdem bieten sie auf zahlreichen Gebieten enorme Chancen und haben das Potenzial, ganze Branchen zu verändern. Um nur einige Beispiele zu nennen: Im Finanzsektor ermöglichen sie schnellere und günstigere Geschäfte über Grenzen hinweg, außerdem lässt sich mit Smart Contracts das Kontrahentenrisiko mindern. Im Gesundheitswesen ermöglicht die Technologie den sicheren Austausch von Patientenakten und sie kann helfen, Versicherungsansprüche einheitlicher zu bearbeiten.

 

Stablecoins

Stablecoins

„Stablecoins“ sind eine besondere Klasse von Kryptowährungen. Sie kamen erstmals 2014 mit BitUSD auf den Markt. Stablecoins sollen einen stabilen Wert gewährleisten, indem sie an einen Vermögenswert gebunden sind, bevorzugt an Fiat-Währungen, Rohstoffe oder andere Kryptowährungen. Es gibt vier Haupttypen: neben den drei genannten (Fiat-Backed, Commodity-Backed und Krypto-Collateralized), deren Wert durch (materielle) Vermögenswerte gesichert ist, auch algorithmische Stablecoins, die für ihre Wertäquivalenz auf komplexe Softwarealgorithmen angewiesen sind. Beliebte Beispiele sind Tether (USDT) und Pax Gold, die an den US-Dollar beziehungsweise den Goldpreis gebunden sind.

Im Gegensatz zu volatilen Kryptowährungen wie Bitcoin kombinieren Stablecoins die Transparenz und Effizienz der Blockchain mit stabilem Wert. Sie eignen sich daher für alltägliche Geschäfte und Überweisungen sowie das Sparen.

Weil immer mehr Menschen Stablecoins nutzen, beschäftigen sich zunehmend auch die Aufsichtsbehörden damit. So hat die Europäische Union die Verordnung über Märkte für Krypto-Assets (MiCA) eingeführt, um einen einheitlichen Rahmen zu schaffen. Und in den USA schlug die neue Regierung im Februar 2025 mehrere Stablecoin-Gesetze vor, die auf Transparenz, eine vollständige Deckung durch Währungsreserven und den Kampf gegen Geldwäsche abzielen (STABLE Act of 2025 und GENIUS Act).

Auch wenn sich Gesetze und Vorschriften derzeit noch an vielen Stellen weiterentwickeln: Der regulatorische Rahmen sorgt dafür, dass Nutzer Stablecoins im Alltag besser einsetzen können – sei es zum Bezahlen oder zur Geldanlage.

 

Digitales Zentralbankgeld

Digitale Zentralbankwährung (CBDC)

Erst bezahlten die Menschen mit Lebensmitteln oder Muscheln, später dann unter anderem mit Metallmünzen, Papiergeld und per Karte oder Handy. Digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) läuten jetzt eine weitere Phase ein: Sie werden direkt von einer Notenbank ausgegeben und unterscheiden sich dadurch von den derzeitigen digitalen Geldbörsen oder Konten, die Geschäftsbanken anbieten.

CBDCs sollen die Kosten für die Bargeldabwicklung senken, finanzielle Teilhabe fördern, da kein Bankkonto erforderlich ist, und die Risiken verringern, die mit privaten Kryptowährungen verbunden sind. Sie sind eine unmittelbare Reaktion auf den rasanten Aufstieg von Bitcoin, Ethereum und Stablecoins, die das traditionelle Finanzsystem aufgestört haben, indem sie dezentrale, grenzenlose und programmierbare Alternativen anbieten.

CBDCs arbeiten auf der Grundlage von Smart Contracts. Anwendungsfälle sind zum Beispiel automatisierte Überweisungen, Zinsanpassungen, um die Geldpolitik umzusetzen, und gezielte Subventionen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) arbeitet seit 2021 an einem Konzept für den digitalen Euro, Ergebnisse soll es im Laufe dieses Jahres geben. Weltweit beschäftigten sich 134 Länder, die 98 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts repräsentieren, mit CBDCs. Drei Länder (Bahamas, Jamaika, Nigeria) haben sie bereits vollständig eingeführt, dreizehn weitere stecken in der Pilotphase. 

Weil deutlich weniger Intermediäre nötig sind, die Abwicklung weniger kostet, die Transaktionen sicherer sind und abgelegene Gebiete leichteren Zugang zu Finanzen erhalten, könnten CBDCs das globale Finanzsystem erheblich verändern.

 

Smarter Vertrag

Smart contracts

Der Kryptograph Nick Szabo entwickelte die ersten Smart Contracts im Jahr 1997. Im Gegensatz zu herkömmlichen Verträgen werden diese Vereinbarungen als Code geschrieben und automatisch von Computern ausgeführt - Anwälte oder Makler sind überflüssig. Zum damaligen Zeitpunkt gab es jedoch noch nicht die erforderliche Technologie, um Szabos Vision vollständig zu verwirklichen.

Aufmerksamkeit erregten Smart Contracts erstmals 2013, als der Software-Entwickler Vitalik Buterin sein Ethereum-Whitepaper vorstellte. Darin beschrieb er, wie sich Smart Contracts auf einer Blockchain – einem dezentralen Netzwerk von Computern – ausführen lassen könnten.

Smart Contracts können, auf der Grundlage vordefinierter Bedingungen, automatisch Aktionen auslösen. Das macht sie zum Beispiel für digitale Zentralbankwährungen nützlich: Sie könnten die Steuererhebung automatisieren, illegale Transaktionen verhindern oder die Geldpolitik der Zentralbank durchsetzen. Regierungen könnten damit sogar eingrenzen, wofür sich ihre Währung einsetzen lässt – etwa mit Blick auf das Bezahlen in bestimmten Staaten.

Indem sie menschliche Fehler reduzieren, transparenter sind und Prozesse automatisieren, stellen Smart Contracts einen Paradigmenwechsel in der Art und Weise dar, wie wir Vereinbarungen in unserer zunehmend digitalen Welt schließen und umsetzen.

 

 

Blockchain

Blockchain verändert die Zahlungslandschaft

Noch sind einige Probleme wie Skalierbarkeit, Energieeffizienz, regulatorische Unsicherheiten und Zusammenspiel mit bestehenden Systemen nicht vollständig gelöst – doch spätestens dann könnte die Blockchain den Finanzsektor massiv verändern.
Die Blockchain ist transparent und unveränderlich. Dadurch lassen sich Vorschriften im Kampf gegen Geldwäsche (AML) und zur Kundenidentifizierung (KYC) besser und leichter einhalten – gerade bei grenzüberschreitenden Zahlungen. Zudem sind keine Intermediäre mehr notwendig, sodass die hohen Gebühren, die mit herkömmlichen Korrespondenzbank-Systemen verbunden sind, wegfallen. Und die Blockchain ist schneller, da sie Zahlungen in Echtzeit und ohne Stichtage verarbeitet.

Dezentrale Finanzplattformen nutzen die Blockchain, um Dienstleistungen wie Kreditvergabe, -aufnahme und Handel anzubieten – und zwar direkter, effizienter, sicherer und transparenter. Der Einsatz von Smart Contracts automatisiert die Prozesse zusätzlich und reduziert Fehler und Verzögerungen. 

Und auch digitale Zentralbankwährungen nutzen die Blockchain, unter anderem, um Bevölkerungsgruppen, die kein Konto haben, besseren Zugang zu Bankdienstleistungen zu ermöglichen – und so Lücken im traditionellen Finanzsystem zu schließen.

 

Abhishek Vyas

Abhishek Vyas

… ist überzeugt, dass Bezahlvorgänge die unbesungenen Helden des modernen Lebens sind. Sofern er nicht gerade von reibungslosen Transaktionsprozessen träumt, verwendet er Storytelling, um die tokenisierte Wirtschaft zu erklären, damit andere nicht jeden Begriff googeln müssen!

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