„Mit der Cloud schaffen wir Vertrauen und ermöglichen Handel”
XTransfer füllt eine Lücke, die Banken hinterlassen haben. Der Finanzdienstleister hilft kleinen und mittelgroßen Unternehmen aus China, leichter ins Ausland zu exportieren – mit Cloud-Technologie.
Tomas Tu lächelt, wenn er über intelligent vernetzte Sportgeräte spricht. Der 30-Jährige ist Geschäftsführer von Chileaf aus dem chinesischen Shenzhen. Sein Unternehmen produziert Fitnessgeräte wie Herzfrequenzmesser und Smartwatches und verkauft diese an Weiterverkäufer vor allem in den USA, Europa und Asien. Mit 146 Mitarbeitern macht Chileaf einen Umsatz von fast 10 Millionen Euro.
Dabei bremste in der Vergangenheit ein scheinbar simples Problem das Wachstum: das Geld für die verkauften Produkte zu erhalten. „Zahlungen auf unsere Konten zu bekommen, war teuer und dauerte drei bis fünf Arbeitstage“, sagt Tomas. „Das war ein echtes Hindernis für unsere Auslandsverkäufe. Das änderte sich, als wir XTransfer ausprobierten – jetzt erhalten wir unser Geld regelmäßig in nur 24 Stunden.“
Wie funktioniert XTransfer?
Das Start-Up XTransfer hilft kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) aus China, günstiger global zu expandieren. So bietet XTransfer in Zusammenarbeit mit multinationalen Banken Zahlungseingangskonten an, über die chinesische KMU Zahlungen in mehr als 200 Ländern und Regionen erhalten können. Zusätzlich ermöglicht XTransfer Dienstleistungen wie das Risikomanagement.
Wir helfen KMU-Kunden, global zu expandieren, indem wir ihre Kosten für internationale Geschäfte senken
„Wir helfen KMU-Kunden, global zu expandieren, indem wir ihre Kosten für internationale Geschäfte senken", sagt Bill Deng, der XTransfer vor fünf Jahren gründete und das Unternehmen leitet. „KMUs treiben weniger Handel als große Unternehmen, aber das Risiko, das sie mit sich bringen, ist hoch. Daher können es sich Banken, die traditionelle Methoden des Risikomanagements anwenden, in manchen Fällen nicht leisten, ausreichende Ressourcen für sie einzusetzen.“
Aus diesem Grund hat XTransfer einen anderen Ansatz gewählt. Mit Hilfe der Cloud-Technologie hat das Unternehmen ein ausgeklügeltes System zur Bekämpfung von Geldwäsche und Betrug entwickelt. Dieses System ist das Herzstück der Firma. „Mit unserem effektiven und cloudbasierten Risikomanagement für kleine Auslandstransaktionen sind wir von multinationalen Banken und Regulierungsbehörden anerkannt worden“, sagt Bill. „Man kann also sagen, dass wir mit der Cloud Vertrauen schaffen und Handel ermöglichen.“
Die Cloud ist Grundlage von allem
Für sein Risikomanagement überprüft XTransfer jede Transaktion seiner Kunden. Das Start-Up sieht sich die Logistik an, die Handelsbelege und überprüft, ob die Zahlungen Sinn ergeben: Wie sind Käufer und Verkäufer ursprünglich miteinander in Kontakt getreten? Über welche Kanäle kommunizieren sie? Gibt es Anzeichen für Betrug? Damit stellt XTransfer sicher, dass die Geschäfte echt sind und nicht zum Waschen von Geld dienen. Deshalb überprüft das Start-Up auch die Firmen, mit denen seine Kunden zusammenarbeiten.
Ohne die Cloud würden wir immer noch Serverräume bauen und könnten unsere Dienstleistung nicht anbieten.
Ein Großteil dieses Risikomanagements läuft automatisiert, nur ein kleiner Teil manuell. Hier hilft die Cloud-Technologie, weil sie riesige Rechenleistung und -kapazität bietet. „Diese enorme Rechenleistung ermöglicht es uns, die Überprüfungen zu automatisieren. Ohne die Cloud würden wir immer noch Serverräume bauen und könnten unsere Dienstleistung nicht anbieten“, sagt Bill.
Deshalb ist die Cloud vom ersten Tag an grundlegend für das Geschäftsmodell gewesen. 2017 begann XTransfer damit, Cloud-Kapazitäten bei Ali Cloud, einem der größten chinesischen Anbieter von Clouddienstleistungen, anzumieten. „Die Möglichkeit, diese Kapazität zu mieten, anstatt eigene Serverräume zu bauen, hat nicht nur die Gründung des Unternehmens beschleunigt, sondern uns auch sehr flexibel gemacht“, sagt Bill. Wenn XTransfer in einen neuen Markt eintritt oder in kurzer Zeit viele neue Kunden gewinnt, kann es mehr Kapazität mieten – oder sie reduzieren, wenn es sie nicht benötigt.
Bills Vision ist eine B2B-Version von Paypal
Ein weiterer Faktor, der beim Wachstum mit der Cloud-Technologie half, ist die Einstellung zur Cloud in China. Sie machte es XTransfer einfacher, seine Kunden zu überzeugen. „Ich weiß, dass sich manche Menschen in anderen Teilen der Welt nicht wohl fühlen, wenn ihre Daten in einer Cloud gespeichert sind“, sagt Bill. „Aber in China ist das anders. Hier sehen die Menschen die Cloud als eine ausgereifte Technologie und haben viel weniger Angst.“
Wenn es Bedenken gibt, verweisen Bill und seine Kollegen auf die Zahlungslizenzen, die sie in anderen Märkten wie Hongkong und Großbritannien besitzen. „Wir erklären unseren Kunden, warum wir ihre Daten benötigen, wofür wir sie verwenden und was wir nicht damit machen“, sagt er. „Wir haben zum Beispiel kein Interesse daran, die Daten zu verkaufen oder sie für andere Zwecke zu verwenden. Wir respektieren, dass unseren Kunden ihre Daten wichtig sind. Wir wollen als Finanzdienstleistungsunternehmen wachsen und haben keine anderen Interessen.“
Diese Sicht spiegelt sich auch in Bills langfristiger Vision für das Unternehmen wider. „Wir wollen einfache Echtzeitzahlungen zwischen Unternehmen mit sofortiger Rückerstattungsmöglichkeit anbieten – so wie Paypal es für Privatkunden bereits macht“, sagt er. Tomas Tu von der Fitnessfirma Chileaf lächelt wieder, als er das hört. „Diese Vision klingt super. Ich benutze selbst Paypal und würde diese Bequemlichkeit gerne auch unseren Firmenkunden anbieten. Ich bin mir sicher, dass wir dadurch international wettbewerbsfähiger würden.“
Über XTransfer
XTransfer ist ein chinesisches Finanzunternehmen mit Lösungen im Bereich Risikomanagement, das sich darauf spezialisiert hat, kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU) dabei zu helfen, günstig global zu expandieren.
Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Schanghai und verfügt über Niederlassungen in Chinas wichtigsten Außenhandelsstädten wie Hongkong und Shenzhen sowie über Büros in wichtigen Exportländern wie Großbritannien, den Vereinigten Staaten, Kanada, Japan, Australien und Singapur.
Georg Berger
… ist interessiert daran, wie Cloud weltweit Geschäftsmodelle verändert. Gleichzeitig fragt er sich, welche konkreten Anwendungsfälle die Technologie ermöglicht und was ihre Grenzen sind.
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