Geschichte

Historisches Institut der Deutschen Bank

Aufbewahrung – Erforschung – Veröffentlichung

Das Historische Institut der Deutschen Bank nimmt die miteinander eng verbundenen Aufgaben der Erforschung der Geschichte der Bank und der Aufbewahrung ihrer historisch wichtigen Quellenbestände wahr. Es setzt sich durch eigene und externe Forschung kritisch mit der Geschichte der Deutschen Bank auseinander. 2019 wurden Archivbestände des Historischen Instituts in das Verzeichnis national wertvollen Kulturguts aufgenommen. Die Dokumente stammen aus der Zeit von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts.

Am 29. August 1961 beschloss der Vorstand der Deutschen Bank den Aufbau eines eigenen Historischen Archivs in der Frankfurter Zentrale. Das Archiv der Deutschen Bank ist damit das älteste professionelle Unternehmensarchiv in der deutschen Finanzwirtschaft. Heute umfasst es mehr als sechs Kilometer an Geschäfts- und Personalakten, Dokumenten, Fotos, Filmen, Werbemitteln und Wertpapieren der Deutschen Bank und ihrer Vorgängerinstitute.

Die Gründung des Historischen Archivs 1961 war ein Ergebnis des Kalten Krieges. Zwei Wochen nach dem Bau der Berliner Mauer war klar, dass die Bank auf die Unterlagen ihrer früheren Berliner Zentrale, die im Ostteil der Stadt zurückgeblieben waren, auf absehbare Zeit keinen Zugriff erhalten würde.

Für das im Jahr 1970 anstehende 100-jährige Jubiläum der Deutschen Bank war es erforderlich, zumindest das in Westdeutschland verstreute Material zusammenzutragen. Nach dem Mauerfall 1989 kam die Deutsche Bank wieder in den Besitz der Akten ihrer früheren Berliner Zentrale. 12.600 Aktenbände wurden dem Historischen Archiv von der Archivverwaltung der DDR übergeben.

Die Aufgaben des Archivs beschränken sich längst nicht mehr nur auf das reine Sammeln und Verwahren, sondern bestehen in hohem Maße auch aus der Vermittlung historischer Inhalte. Aus diesem Grund erfolgte 1996 die Umbenennung in „Historisches Institut“.

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Brief von Thomas A. Edison aus dem Jahr 1889

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Prof. Harold James bei der Vorstellung der Quellenedition des Bankiers Georg Solmssen

Forschung und Aufarbeitung der Geschichte der Bank im Nationalsozialismus

Ein Forschungsschwerpunkt des Historischen Instituts war seit 1988 die Zeit des Nationalsozialismus. Ein von Harold James verfasster genereller Überblick zur Geschichte der Bank in den Jahren 1933 bis 1945 erschien 1995 in der Gesamtdarstellung „Die Deutsche Bank 1870-1995“.

Die Publikation fand breite Anerkennung, vor allem weil darin die Geschichte der Bank in der NS-Zeit dargestellt wurde.

Die Deutsche Bank war das erste deutsche Finanzinstitut, das diese Epoche eingehend und vorbehaltlos untersuchen ließ. Die 1997 eingesetzte unabhängige Historiker-Kommission zur Erforschung der Geschichte der Deutschen Bank in der NS-Zeit intensivierte nochmals die Untersuchungen. Dabei wurden Anfang 1999 Kreditunterlagen der Filiale Kattowitz entdeckt, die zeigten, dass die Bank Bauleistungen in Auschwitz finanziert hatte.

Der damalige Vorstandssprecher Rolf-E. Breuer schrieb bei Bekanntwerden dieses Quellenfundes an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Wir sind sehr betroffen über die seinerzeitigen Verstrickungen der Deutschen Bank mit dem nationalsozialistischen Unrechtsstaat. Erneut möchte ich im Namen der Bank hervorheben, dass wir geschehenes Unrecht und Leid zutiefst bedauern und uns zu der ethisch-moralischen Verantwortung bekennen.“

2003 veröffentlichte Harold James eine völlig überarbeitete Neuauflage seines Beitrags unter dem Titel „Die Deutsche Bank im Dritten Reich”. Dieser Gesamtdarstellung zur Geschichte der Deutschen Bank in der Zeit des Nationalsozialismus gingen Detailstudien voraus, wie die ebenfalls von Harold James verfasste Untersuchung zum Thema „Arisierungen“ (2001) und der Bericht von Jonathan Steinberg über die „Gold­transaktionen der Deutschen Bank während des Zweiten Welt­krieges (1999).

2004 erschien eine breit angelegte Biografie von Lothar Gall über den langjährigen Vorstandssprecher der Bank, Hermann Josef Abs (1901-1994): „Der Bankier Hermann Josef Abs“. Eine weitere Biografie über den Vorstandssprecher Oscar Wassermann (1869-1934) veröffentlichte Avraham Barkai 2005: „Oscar Wassermann und die Deutsche Bank. Bankier in schwieriger Zeit“.

Zur Erinnerung an die verfolgten jüdischen Angestellten der Deutschen Bank werden ihre Einzelschicksale recherchiert und seit 2021 schrittweise auf der Webseite der Historischen Gesellschaft der Deutschen Bank e.V. veröffentlicht. Ziel ist es, möglichst Vielen ein Gesicht zu geben.

Weitere Projekte

Das US-Geschäft der Deutschen Bank – vor dem Hintergrund der deutsch-amerikanischen Finanz- und Wirtschaftsbeziehungen seit 1870 – wurde von dem amerikanischen Wirtschaftshistoriker Christopher Kobrak untersucht. Die Ergebnisse dieser umfangreichen Studie erschienen 2008 unter dem Titel „Die Deutsche Bank und die USA. Geschäft und Politik von 1870 bis heute“.

Die 2012 erschienene, umfangreiche Edition „Georg Solmssen – ein deutscher Bankier. Briefe aus einem halben Jahrhundert“ lieferte Einsichten in ein halbes Jahrhundert deutscher Finanz-, Wirtschafts- und Gesellschaftsgeschichte und machte wichtige, bislang verstreute Quellen erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich.

2019 erschien die Studie „Alfred Herrhausen: Manager und Symbolfigur des Rheinischen Kapitalismus“, für die die Historikerin Friederike Sattler in großem Umfang Aktenbestände im Historischen Institut ausgewertet hat.

Im Jubiläumsjahr der Deutschen Bank erschien 2020 die neue Gesamtdarstellung „Deutsche Bank. Die globale Hausbank“. Das Historische Institut koordinierte dieses großangelegte Publikationsprojekt, Das Historische Institut koordinierte dieses großangelegte Publikationsprojekt, für das die Bank bereits 2015 ein Autorenteam bestehend aus zwei international renommierten Wirtschaftshistorikern und einer Wirtschaftshistorikerin beauftragt hatte.

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Einige Publikationen des Historischen Instituts

Quellen zur Geschichte der Deutschen Bank und ihrer Vorläufer

Das Historische Institut verfügt in seinem Archiv über rund 6.000 Regalmeter an Akten. Die ältesten dieser Unterlagen stammen von Vorläuferinstituten der Deutschen Bank aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Alle Archivunterlagen, die in der Zeit von 1848 bis einschließlich 1945 entstanden sind, stehen zur öffentlichen Benutzung für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung.

Schrittweise werden auch Akten aus der Nachkriegszeit freigegeben, so etwa der umfangreiche geschäftliche Nachlass von Hermann J. Abs.

Dem Archiv angeschlossen ist eine Präsenzbibliothek zur Bankengeschichte mit ca. 8.000 Bänden.

Die Archivbenutzung ist ausschließlich nach vorheriger Anfrage und Terminabsprache möglich.

Wegen des Umzugs des Archivs sind Benutzungstermine im Historischen Institut der Deutschen Bank in der Zeit vom 1. Juli 2024 bis 1. Januar 2025 nicht möglich!

Kontakt:

Deutsche Bank AG
Historisches Institut
60262 Frankfurt am Main
historisches.institut@db.com

Archiv mit vielen Ordnern Historische Forschung

Benutzbare Archivbestände

Zeitraum

Akteneinheiten

Deutsche Bank

Deutsche Bank Berlin, Sekretariat
Deutsche Bank Berlin, Amerikabüro
Deutsche Bank Berlin, Orientbüro
Deutsche Bank Berlin, Zentrale
Büro Hermann J. Abs
Deutsche Bank Personalakten

1870-1920
1880-1930
1887-1920
1920-1945
1945-1994
1880-1945

4.500
1.400
1.750
12.600
5.700
40.000

Tochterbanken

Deutsche Centralbodencredit AG
Deutsche Ueberseeische Bank
Deutsch-Asiatische Bank

1870-1945
1886-1945
1889-1945

3.500
137
750

Vorläuferbanken

A. Schaaffhausen'scher Bankverein
Norddeutsche Bank in Hamburg
Hannoversche Bank
Rheinische Creditbank
Bergisch Märkische Bank
Hildesheimer Bank
Osnabrücker Bank
Süddeutsche Disconto-Gesellschaft

1848-1929
1856-1929
1856-1920
1870-1929
1871-1914
1886-1928
1888-1929
1905-1929

1.600
1.550
250
83
64
28
77
400

Sammlungen:

  • Fotos
  • Geschäftsberichte
  • Karten und Pläne
  • Wertpapiere
  • Zeitungsausschnitte