Warum uns gesunde Meere 175 Milliarden US-Dollar im Jahr kosten
Warum uns gesunde Meere 175 Milliarden US-Dollar im Jahr kosten
Seit es Menschen gibt, nutzen sie das Meer. Als Transportweg, als Nahrungs- oder als Rohstoffquelle. Und in jüngster Geschichte auch zur Erholung und Entspannung. Wie können wir Meere weiterhin nutzen, aber gleichzeitig dieses so wichtige Ökosystem schützen und verbessern? Wo können Banken ansetzen, wenn Anleger beispielsweise in marinen Umweltschutz investieren möchten?
Sogenannte „Blue Bonds“ können hier einen Beitrag leisten. Es handelt sich dabei um neue Finanzierungsinstrumente, bei denen Gelder für Projekte verwendet werden, die als ozeanfreundlich gelten wie zum Beispiel nachhaltige Fischerei, Küstenschutz, nachhaltiger Tourismus und Schutz der Biodiversität. Es gibt in jüngster Zeit einen Anstieg dieser Fonds auf regionaler, nationaler und sogar globaler Ebene.
Um ihre Expertise und ihr Wissen zu teilen, ist unsere Internationale Privatbank im Mai 2021 als erste Bank der Ocean Risk Resilience Action Alliance (ORRAA) als Vollmitglied beigetreten. Das Ziel der interdisziplinär arbeitenden ORRAA ist es, Regionen zu unterstützen, die am stärksten von Ozeanrisiken betroffen sind. Hauptaufgaben der ORRAA sind Aufklärung, Forschung, Bildung sowie die Entwicklung von Finanz- und Versicherungsprodukte für Anleger.
Die Ozeane sind aufgrund ihrer großen wirtschaftlichen und sozialen Bedeutung ein wichtiges Zukunftsthema für Investitionen. Auch die Vereinten Nationen haben 2015 das „Leben unter Wasser“ als 14. Nachhaltigkeitsziel definiert, um Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu erhalten und nachhaltig zu nutzen.
Aus gutem Grund: Ozeane stellen vieles für uns bereit – zum Beispiel Nahrung, Lebensräume an den Küsten und Transportwege. Und 80 Prozent des Lebens auf unserem Planeten befindet sich in den Ozeanen – sie sind also für die Biodiversität sehr wichtig, sowohl unter als auch über Wasser. Mehr als die Hälfte der globalen Wirtschaftsleistung hängt von der Biodiversität ab. Indem die Weltmeere CO2 aufnehmen, verlangsamen sie den Klimawandel.
Dies wiederum kommt der Biodiversität zugute. Investoren sehen die Blue Economy daher als zentrales Element für zukünftigen Wohlstand und als Möglichkeit, wirtschaftliche Renditen zu erzielen. Bessere Finanzierungssysteme würden das Interesse der Investoren noch weiter steigern. Eine aktuelle Studie schätzt, dass die Weltmeere jährliche Investitionen von 175 Milliarden US-Dollar benötigen, um das UN-Nachhaltigkeitsziel „Leben unter Wasser“ bis 2030 umzusetzen.
In unserer Forschung zu ESG-Themen und Biodiversität haben wir auf Ozeane ein besonderes Augenmerk. Sie sind Teil der sogenannten Dreifachkrise – Klima, Verlust der Artenvielfalt und Zerstörung unserer Ozeane.
Wir haben unsere Kunden vor kurzem zu ihrer Einstellung zu Biodiversität und ESG befragt. Nicht weniger als drei Viertel unserer Kunden stimmten zu, dass ihre Investitionen „einen positiven Einfluss auf die Welt" haben sollten. Durch den Aufbau von Bewusstsein und Wissen wollen wir einen positiven Wandel vorantreiben. Wir alle müssen unseren Teil dazu beitragen, unsere Ozeane zu schützen und die nachhaltige Entwicklung der Blue Economy zu fördern. So wird in diesem Jahr noch die UN-Konvention zur biologischen Vielfalt verabschiedet.
Wir sind uns unserer besonderen Verantwortung bewusst und deshalb der Ocean Risk Resilience Action Alliance (ORRAA) beigetreten – übrigens als erste Bank überhaupt. Ziel von ORRAA ist es, globale Maßnahmen und private Investitionen in die Ökosysteme an der Küste und in den Meeren zu ermöglichen.
Um verantwortungsvoll in die Blue Economy zu investieren oder politische Entscheidungen über die Zukunft unserer Ozeane treffen zu können, sind wir auf belastbare Daten angewiesen, die uns verlässlich Auskunft geben über Zustand und Entwicklung unserer Weltmeere.
Künstliche Intelligenz und Robotik werden uns helfen, diese Informationen – etwa zur Entwicklung der Gezeiten, von Wellen und Turbulenzen oder zur Entwicklung küstennaher Wasserregionen – zu erhalten und zu analysieren. Nur dann kommen wir in die Lage, die Meeresökosysteme und ihre Funktionsweise besser zu verstehen.
Diese Erkenntnisse werden uns einerseits spannende Möglichkeiten eröffnen, in neue Sektoren der Blue Economy zu investieren. Andererseits aber auch bestehende Branchenwie die Fischerei sozialer und umweltverträglicher zu gestalten.
Wenn Sie mehr erfahren wollen, hören Sie sich auch die neueste Folge des Podcasts aus der Reihe CIO Future Fundamentals an (in englischer Sprache).
Wir tauchen ein in die Tiefsee. Markus Müller und Doug McCauley, Professor für Ozeanwissenschaften an der University of California Santa Barbara und Direktor der Benioff Ocean Initiative, diskutieren wie wichtig eine nachhaltige Nutzung und Erforschung dieses besonderen Lebensraums ist.
Markus Müller studierte Volkswirtschaftslehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Er ist leitender Angestellter in globaler Position bei der Deutschen Bank und zudem Dozent in wissenschaftlichen Einrichtungen. So war er als Dozent an der Frankfurt School of Finance, der Banking and Finance Academy in Uzbekistan und der Universität zu Bayreuth tätig.
Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der strukturellen Transformation von Ökonomien und Gesellschaften sowie im Bereich der Nachhaltigkeit.
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