Corona: Fluch oder Segen für eine nachhaltigere Entwicklung?
Die weltweite Corona-Pandemie ist weit mehr als eine Gesundheitskrise. Sie wirkt sich auf nahezu alle Lebensbereiche aus – von der Politik über Wirtschaft und Gesellschaft bis hin zur Umwelt. Dem Finanzsektor könnte dabei eine Schlüsselrolle zukommen. Bieten sich jetzt Chancen, die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit zu beschleunigen?
Die Pandemie beschleunigt die Nachhaltigkeitsdebatte
Die Corona-Pandemie hat die Nachhaltigkeits-Debatte in der Gesellschaft neu angeschoben. Als Folge der weltweiten Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, geringerer Wirtschaftsaktivität und dem Einbruch des Flug- und Reiseverkehrs sind die Schadstoffemissionen gesunken und die Wasserqualität hat sich verbessert. Viele Menschen haben in dieser Zeit ein stärkeres Bewusstsein für eine intakte Natur entwickelt. Gleichzeitig haben sie aber auch erfahren, wie anfällig die Welt mit unserer bisherigen Art des Lebens und Wirtschaftens für Katastrophen ist.
Fallen 100 Millionen Menschen bald unter die Armutsgrenze?
Allerdings geht Nachhaltigkeit über den Schutz von Umwelt und Klima hinaus: Betrachtet man Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen ganzheitlich, fällt die Bilanz düsterer aus: Die Weltbank schätzt, dass in diesem Jahr bis zu 100 Millionen Menschen zusätzlich unter die Armutsgrenze fallen könnten. Dazu kommt: Viele Errungenschaften der vergangen Jahre, beispielsweise die Fortschritte in den staatlichen und privaten Bildungsinitiativen auf der ganzen Welt, werden durch Corona auf eine harte Probe gestellt – vor allem auch in den Ländern, die bei der Digitalisierung sowieso weit abgeschlagen sind.
Was sind die Sustainable Development Goals?
Im Rahmen ihrer Agenda 2030 haben die Vereinten Nationen 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) definiert. Sie bieten Leitlinien für die Nachhaltigkeitsentwicklung auf nationaler und internationaler Ebene und können als gemeinsamer Kompass für Länder, internationale Organisationen, Unternehmen und Behörden verstanden werden.
Diese sozialen und ökonomischen Katastrophen drohen die Menschheit auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit insgesamt zurückzuwerfen. Kann es sich die Welt also erlauben, ökologische und soziale Kriterien so hoch zu gewichten, wenn der Fokus doch eigentlich darauf liegen sollte, die Wirtschaft während der Krise mit allen erdenklichen Mitteln neu anzutreiben? Die Antwort: Sie muss! Weiteren Raubbau an ihren Ressourcen wird die Erde nicht verkraften.
Schlüsselrolle für den Finanzsektor
Eine große Verantwortung in der Nachhaltigkeits-Debatte tragen neben dem nachhaltigen Handeln eines jedes Einzelnen vor allem Unternehmen und Banken. Neben Renditezielen rücken jetzt verstärkt soziale und ökologische Aspekte in den Fokus der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit. In vielen Branchen müssen deshalb die Geschäftsmodelle komplett neu gedacht und auf eine nachhaltigere Wirtschaft hin ausgerichtet werden. Wachstum alleine reicht als Unternehmenszweck nicht mehr.
Gefragt ist verantwortungsvolles Wachstum, das schonend mit den Ressourcen umgeht. Dem Finanzsektor kommt hierbei eine besondere Rolle zu. Er schafft mit nachhaltigen Finanzprodukten wichtige Anreize für die Realwirtschaft und kann Unternehmen in ihrer Transformation begleiten. In wenigen Jahren könnte das Nachhaltigkeits-Rating eines Unternehmens bei einer Bewertung bereits ähnlich relevant sein, wie ein klassisches Kredit-Rating.
ESG-Faktoren als wichtiges Puzzlestück
In der Wirtschaft legen Anleger und Investoren, aber auch die Regulierer, immer mehr Wert auf die sogenannten ESG-Faktoren. Sie definieren die Aspekte rund um Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und gute Unternehmensführung (Governance). Wir haben mit Experten aus verschiedenen Bereichen unter anderem darüber gesprochen, wie Corona die Wirtschaft verändern wird, welche Chancen sich ergeben und welche Rolle die Finanzbranche spielen kann. Lesen und sehen Sie, was diese Experten der Welt ins Pflichtenheft schreiben – und was ihnen Mut für eine ökonomisch, sozial und ökologisch nachhaltige Entwicklung macht.
Was sind die ESG-Faktoren?
Environmental Social Governance (zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) wird als weiter Begriff für nachhaltigkeitsbezogene Aktivitäten in der Wirtschaft verwendet. Die sogenannten ESG-Faktoren haben sich als Begrifflichkeit im Finanzwesen durchgesetzt, um Investoren Aufschluss darüber zu geben, wie nachhaltig sich ein Unternehmen verhält.
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