Koh-Seng-Choon-Hong-Kong-portrait

Seng Choon Koh: Vom Berater zum Sozialunternehmer

Ein Restaurant mit Lieferdienst, betrieben von Menschen mit Behinderung – mit diesem in Hongkong undenkbaren Businessplan ist ein Ex-Unternehmensberater nicht nur finanziell erfolgreich: Mit „Dignity Kitchen“ gibt er den Menschen ihre Würde zurück.

Welch eine Veränderung in der bisher eher klassischen Karriere: Seng Choon Koh aus Singapur liquidierte als Unternehmensberater Firmen, bevor er aus seinem Beruf ausstieg und ein Sozialunternehmen gründete, das Essen an Bedürftige ausgibt . Der radikale Schnitt gründet  auf der Philosophie seiner Familie: Von der Geburt bis zum Alter von 25 Jahren lernt man, von 25 bis 50 verdient man und ab 50 gibt man etwas zurück. Seng Choon Koh gibt jetzt zurück.

Der Anstoß kam bei einem längeren Aufenthalt in Europa. Dort stellte Seng Choon fest, dass Menschen mit Behinderung viel sichtbarer und aktiver sind als in seiner Heimat. Zurück in Singapur gründete er „Dignity Kitchen“ - das erste Restaurant, das von behinderten Menschen betrieben wird.

Für jedes Problem gibt es eine Lösung.

Der Aufbau des Projekts war anfangs nicht einfach, vor allem, was die Finanzierung angeht. Um sie zu stemmen, arbeitete Seng Choon in fünf verschiedenen Jobs und unterstützte von seinem Verdienst noch zwei Kinder, die im Ausland studierten. Seng Choon biss sich durch - dank seines Geschäftssinns, eines breiten Netzwerks, das er für Marketing, Werbung und Ideen für mehr Kapital nutzen konnte sowie seiner Erfahrungen als Berater von Unternehmen mit finanziellen Schwierigkeiten. Sein Credo: Für jedes Problem gibt es eine Lösung.

Seine Vision: Kommerzielles Geld für soziale Zwecke nutzen und Dignity Kitchen zum ersten Sozialunternehmen weltweit machen, das an die Börse geht. Ein Weg, von dem viele Sozialunternehmer vielleicht nicht einmal wissen, dass es ihn gibt. Seng Choon ist überzeugt, dass sein kühner Plan funktioniert – und er expandiert: Dignity Kitchen öffnet gerade seinen zweiten Standort in Hongkong.

Schauen wir auf die Fähigkeiten eines Menschen – nicht auf seine Limitierungen.

Dabei hat sich das Prinzip bewährt, die Fähigkeiten eines Menschen zu sehen und nicht seine Behinderung: Dignity Kitchen liefert Speisen mit Hilfe von elektronischen Rollstühlen, eine neue Art der Fortbewegung auf Hongkongs belebten Straßen. Und im Restaurant bedient ein querschnittsgelähmter Mitarbeiter einen Roboter mit künstlicher Intelligenz, der als Rezeptionist und Kellner agiert. Der Beweis dafür, dass Innovationen auch für soziale Projekte unerlässlich sind.

Seng Choons Rat für alle, die eine Idee in die Tat umsetzen wollen: „Teilen Sie Ihre Vision mit Freunden und Familie – sie sind es, die Sie unterstützen, wenn es mal schwierig wird.“

Fotografien von Jocelyn Tam

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