I did it my way. Diese Persönlichkeiten stehen dafür
Manchen Menschen fliegt der Erfolg zu, andere müssen ihn sich erarbeiten, manchmal auch über vermeintliche Umwege. Diese sieben Personen der Zeitgeschichte hatten jedenfalls keine Kopiervorlage für ihre einzigartigen Lebenswege.
Erfindungen: Gebrüder Wright – über Umwege zur Revolution der Luftfahrt
Sie wuchsen als zwei der sieben Kinder des Bischofs Milton Wright in den USA auf. Ohne einen Highschool-Abschluss betrieben die Gebrüder Wright zunächst eine Druckerei, später eine Fahrradwerkstatt.
Begeistert von der Fliegerei erfanden sie die Drei-Achsen-Steuerung – deren Prinzip bis heute bei den meisten Flugzeugen gilt. Eine technische Meisterleistung, ausgerechnet von zwei kreativen Erfindern ohne Ingenieursstudium.
Gestritten wird unter Historikern, ob sie tatsächlich die ersten Motorflieger der Welt waren. Später verstrickten sich die Wrights in Patentstreitigkeiten, sodass sie ihre Flugzeuge kaum mehr weiterentwickeln konnten und die europäische Konkurrenz sie technisch überholte.
Unternehmertum: Margarete Steiff – Geschäftserfolg trotz Kinderlähmung
1847 geboren, erkrankte Margarete Steiff mit 18 Monaten an Kinderlähmung. Trotzdem gründete sie, für eine Frau der damaligen Zeit ungewöhnlich, im Alter von 30 Jahren ein Geschäft, von dem aus sie Kleidungsstücke und Haushaltsartikel verkauft. Kurze Zeit später beschäftigt sie mehrere Näherinnen. Ein eigentlich als Nadelkissen gedachter Filz-Elefant wird rasch ein beliebtes Kinderspielzeug.
Schließlich gründet Margarete Steiff eine Spielwarenfabrik. Besonders beliebt sind Teddybären, von denen die Firma 1907 fast eine Million produziert.
Wissenschaft: Gertrude Belle Elion – vom Krebstod des Großvaters motiviert
Als ihr Großvater an Krebs starb, war Gertrude Elion 15 Jahre alt – und beschloss, gegen solche Krankheiten anzugehen. 1937 begann sie Chemie zu studieren – außergewöhnlich für die damalige Zeit, denn sie war die einzige Frau in ihrem Studiengang an der New York University.
Später schrieb Elion gemeinsam mit dem Biochemiker George H. Hitchings Medizingeschichte: Sie entwickelten das erste Immunsuppressivum, das erste Medikament zur Behandlung von Leukämie und entdeckten Wirkstoffe gegen Herpes und AIDS.
1988 erhielt sie gemeinsam mit Hitchings und James Black den Nobelpreis „für die Entdeckung wichtiger Prinzipien der Arzneimitteltherapie“.
Sport: Muhammad Ali – Große Kämpfe und große Show
Er konnte beides: Muhammad Ali faszinierte die Menschen nicht nur mit legendären Boxkämpfen, die Massen vor die Fernseher lockten. Er unterhielt sie auch mit markigen Sprüchen, die noch heute zitiert werden. Das war neu: Er begründete für viele eine Mischung aus Sport und Showgeschäft, die es so noch nicht gegeben hat.
Viele halten ihn für den Größten aller Zeiten – auch weil er sich selbst oft so bezeichnete. Mitten in seiner Sportkarriere konvertierte er zum Islam und tauschte seinen „Sklavennamen“ Cassius Clay gegen Muhammad Ali. Drei Mal wurde er Schwergewichtsweltmeister aller Verbände.
Er kämpfte nicht nur im Ring und in Shows, sondern setzte sich gegen die Rassendiskriminierung in den USA ein und verweigerte den Kriegsdienst in Vietnam, weshalb er 1967 den WM-Titel verlor und drei Jahre lang keine Boxlizenz erhielt.
Religion: Papst Franziskus – Vom Chemietechniker zum Papst
Jorge Mario Bergoglio – wie Papst Franziskus mit bürgerlichem Namen heißt – wuchs als Sohn italienischer Einwanderer in Buenos Aires auf. Er hatte vier Geschwister und machte einen Diplomabschluss als Chemietechniker.
Erst nach seinem Abschluss in einem naturwissenschaftlichen Fach begann er ein Theologiestudium – und trat schließlich in den Jesuitenorden ein.
Er gilt als bescheiden, demütig und stellt seine Arbeit für arme Menschen auf der ganzen Welt in den Mittelpunkt seines Pontifikats. Franziskus ist der erste Südamerikaner im Papstamt und der erste Papst, der dem Orden der Jesuiten angehört – und alles in allem ein Unikat in dieser Position.
Finanzmarkt: Satoshi Nakamoto – anonym zum Erfolg
2008 stellte jemand unter dem Pseudonym „Satoshi Nakamoto“ das Konzept für die Kryptowährung Bitcoin ins Netz. Satoshi Nakamoto gilt als Genie, denn sein Prozess des „Bitcoin-Minings“ verhindert, dass die virtuellen Münzen kopiert und damit mehrfach ausgegeben werden können. An diesem Problem waren frühere Konzepte von virtuellen Währungen stets gescheitert.
Die erste Bitcoin-Transaktion war im Jahr 2010 – und bezahlte zwei Pizzen. Seitdem hat sich der Wert vervielfacht und Bitcoin gilt für viele als „digitales Gold“. In El Salvador ist er sogar legales Zahlungsmittel. Und während sich viele Erfinder im Ruhm sonnen oder von ihren Entdeckungen gut leben können, ist Satoshi Nakamoto weiterhin ein Phantom – der oder die Bitcoin-Erfinder bleiben bis heute anonym und sind trotzdem weltbekannt. Das muss man erst einmal schaffen.
Politik: Angela Merkel – gegen alle Widerstände
Frau, Protestantin, Ostdeutsche, promovierte Physikerin – Angela Merkel ist in vielerlei Hinsicht anders als frühere deutsche Bundeskanzler und führende Köpfe ihrer Partei. Wohl auch deshalb wird sie zunächst von vielen Gegenspielern unterschätzt.
Viele trauten ihr keine lange Kanzlerschaft zu. Doch Merkel beweist das Gegenteil. In 16 Jahren Regierungszeit prägt die Naturwissenschaftlerin Deutschland in unterschiedlichen Koalitionen und managt dabei die Finanzkrise, Flüchtlingskrise und weite Teile der Corona-Pandemie auf ruhige Art.
Und zum Schluss schafft Merkel etwas, das sich viele Politiker wünschen: Sie hört selbstbestimmt auf.
Georg Berger
… schreibt für das Format What-Next über die Themen Entrepreneurship, Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Ihn interessiert, welche ungewöhnlichen Wege berühmte Menschen gegangen sind und wie sie das geprägt hat.
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