Das Beste aus beiden Welten
Die Digitalisierung verändert traditionelle Branchen grundlegend – auch Banken. Sie bieten Kunden Produkte an, die auch über traditionelle Finanzdienstleistungen hinaus gehen. Dabei setzen sie verstärkt auf Kooperationen mit Start-ups.
Anforderungen an Banken ändern sich: In einer groß angelegten Befragung durch Accenture von 33.000 Bankkunden in 18 Märkten zeigte sich bereits 2017, dass die Erwartungen an neue digitale Dienstleistungen und personalisierte Angebote deutlich gestiegen sind. Ebenso war ein Teil der Befragten offen dafür, persönliche Daten zu teilen, sofern sie dafür einen Gegenwert erhielten, wie zum Beispiel neue Produkte oder die Teilnahme an einem Bonusprogramm. Voraussetzung: Der Anbieter muss vertrauenswürdig sein. Hier punkteten in der Befragung die traditionellen Banken.
Um Kundenerwartungen an neue Produkte treffsicher zu erfüllen, setzen Banken verstärkt auf Kooperationen mit Fintechs oder Start-ups, deren Geschäftsmodelle überwiegend digital sind und die die Bedürfnisse jüngerer Zielgruppen gut verstehen. Die Deutsche Bank begann bereits 2015 damit, mit aufstrebenden Digitalfirmen zusammen zu arbeiten.
Diese Firmen werden als potenzielle Partner zunächst genau geprüft. Damit möglichst passgenaue Produkte entwickelt werden, bekommen sie Zugang zu Kundendaten. Das erfolgt über Datenschnittstellen der Bank, sogenannte Application Programming Interfaces (API) –mit Zustimmung der Kunden.
Mit BitsaboutMe können sich Daten für den Nutzer direkt auszahlen
Ein Beispiel ist die noch junge Zusammenarbeit mit BitsaboutMe – kein klassisches Fintech, sondern ein Technologie-Start-up aus der Schweiz, das Nutzern die volle Kontrolle über ihre Daten zurückgeben möchte. Mit Hilfe der App kann der Nutzer erkennen, welche Daten Unternehmen von ihm sammeln werden und dann entscheiden, wem er sie zur Verfügung stellt – und wie er selbst daran verdienen kann.
Video-Story: bitsabout.me
„BitsaboutMe ist ein Partner, mit dem wir noch in einer frühen Phase der Zusammenarbeit sind. Zunächst erproben wir das Angebot intern, und im nächsten Schritt kommen ausgewählte Kunden hinzu. Wenn das Angebot funktioniert und nachgefragt wird, bieten wir es all unseren Kunden an“, erläutert Philipp Preuss, der die Kooperation in der Bank betreut.
Als Start-up hat man oft eine coole Technologie – aber keiner kennt Dich und vertraut Dir. Wenn man sich an einen großen Partner wie die Deutsche Bank anhängt, bringt der genau diese Dinge mit.
Alle profitieren
BitsaboutMe ist nur ein Beispiel unter vielen: Insgesamt arbeitet die Deutsche Bank in ihrem API-Programm mit mehr als 30 Fintechs, Start-ups und etablierten Unternehmen zusammen und hat mehr als 25 neue API-Produkte entwickelt. „Das Partnernetzwerk soll in Zukunft noch erweitert werden, denn davon profitieren alle Parteien“, erläutert Joris Hensen,Co-Leiter des API-Programms der Deutschen Bank.
Auch die mittlerweile langjährige Kooperation mit dem Frankfurter Fintech dwins verdeutlicht das. Dazu sagt Hensen: „Auf Basis der Bank-APIs hat das Unternehmen die „Finanzguru“-App entwickelt. Dieser digitale Finanzassistent greift über unsere Schnittstellen auf die Transaktionsdaten von Bankkunden zu und ermittelt mit Hilfe von künstlicher Intelligenz automatisch für sie personalisierte Spartipps.“
Bei allen Kooperationen spielt der Datenschutz eine entscheidende Rolle. „Wir geben die Daten nicht selbst heraus, sondern ermöglichen unseren Kunden, sie ganz gezielt ausgewählten Partnern zur Verfügung zu stellen. So behalten die Kunden jederzeit die volle Kontrolle darüber, ob, welche und wie viele Daten sie teilen möchten“, erläutert Hensen.
Der Begriff „API“ steht für Application Programming Interface und bezeichnet eine technische Schnittstelle zum Austausch von Daten zwischen unterschiedlichen Computersystemen. Die API kann man sich als eine digitale Mehrfachsteckdose vorstellen, über die sich externe Partner mit den Kunden der Bank verbinden können – nur fließen hier Daten statt Strom. Wie es genau funktioniert, zeigt dieses Video.
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