Flexibler und innovativer: Wie Entwickler die Cloud nutzen
Für Softwareentwickler*innen bietet die Cloud viele Vorteile. Samira Lauer nutzt sie, um mit ihrem Team eine neue Online-Banking-Plattform für alle Privatkunden der Deutschen Bank und der Postbank zu erschaffen.
Samira, was machen Sie und Ihr Team konkret mit der Cloud?
Wir bauen eine neue cloudbasierte Online-Banking-Plattform, die künftig alle Privatkund*innen der Deutschen Bank und der Postbank bedienen soll. Mehrere Millionen Kunden nutzen unser Online-Banking und deswegen ist das für uns eine der wichtigsten Anwendungen. Bislang hatten wir dafür zwei unterschiedliche Plattformen, eine in der Deutschen Bank und eine in der Postbank, mit völlig voneinander getrennten Infrastrukturen.
Als es im Rahmen der Technologiestrategie der Bank darum ging, diese beiden getrennten Plattformen auf eine zu konsolidieren, haben wir uns dazu entschieden, gleich eine völlig neue Plattform zu konzipieren, die die vielfältigen Möglichkeiten der Cloud-Infrastruktur nutzt. Wir wollten gleich die modernste Infrastruktur nutzen, die auf dem Markt verfügbar ist. Durch die im Dezember 2020 gestartete strategische Partnerschaft der Deutschen Bank mit Google Cloud haben wir diese Möglichkeit.
Warum die Cloud?
Unser Ziel ist es, eine technisch hochmoderne Anwendung mit einer leichter bedienbareren Benutzeroberfläche zu bauen, die höchsten Ansprüchen genügt und die wir flexibel und schnell anpassen können – je nach dem, was unser Geschäft und unsere Kund*innen benötigen.
Für unsere Kund*innen ist das Online-Banking eines der wichtigsten Instrumente, um alles zu tun, was sie für ihre täglichen Bankgeschäfte benötigen. Sie erwarten eine stabile und gleichzeitig so intuitiv wie möglich zu bedienende Nutzeroberfläche, aber auch, dass wir ihren Wünschen nach neuen oder erweiterten Funktionen zeitnah nachkommen.
Dafür benötigen wir eine wirklich flexible IT-Infrastruktur, die uns die Cloud bietet. Dort kann man einfach mehr und aus Kundensicht „coolere“ Dinge tun – beispielsweise Produkte integrieren, die über das traditionelle Bankgeschäft hinausgehen, wie Versicherungen, oder aber die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz für gezieltere Empfehlungen nutzen.
Wenn wir heute eine gute Idee haben und sie ausprobieren wollen, können wir direkt loslegen
Was bedeutet dies konkret für die Entwickler?
In der Cloud profitieren Anwendungen von einer standardisierten und technisch stets aktuellen Umgebung, in der die Kapazität je nach Bedarf erhöht oder verringert werden kann. Bislang nutzen wir eine sogenannte On-Premise-Infrastruktur. Dies bedeutet, dass wir direkt zugeordnete Rechner in einem Rechenzentrum nutzen und an die vorhandene installierte Rechnerkapazität gebunden sind. Kurzfristige Anpassungen waren bisher kaum möglich. Teilweise nahm es bis zu sechs Monate in Anspruch, bis neue Rechner geliefert, vor Ort im Rechenzentrum installiert und für die Anwendung verfügbar gemacht werden konnten.
In der Cloud läuft dies quasi auf Knopfdruck. Unsere Entwickler müssen nicht mehr einen Großteil ihrer Arbeitszeit auf die Installation und Verwaltung der Infrastruktur verwenden – bevor sie überhaupt anfangen können, die erste Zeile Softwarecode zu programmieren. In der Cloud-Umgebung können sie sich besser auf ihre eigentliche Aufgabe konzentrieren: Anwendungen für unsere Kunden zu entwickeln – während Google Cloud sich um die Bereitstellung der Infrastruktur kümmert.
Wir berücksichtigen Feedback – auch von Kunden – direkt während der Entwicklung.
Früher musste man mehrere Monate bis teilweise zu einem Jahr im Voraus planen, wenn man ein Produkt oder eine neue Funktion entwickeln wollte. Wenn wir heute eine gute Idee haben und sie ausprobieren wollen, können wir direkt loslegen und sehen dann auch relativ schnell, was funktioniert und was eventuell nicht.
Und wie bemerken Kunden die Cloud?
Vieles geschieht zunächst im Hintergrund und wird für die Kund*innen nicht sofort sichtbar sein – aber erfahrbar, da das Online-Banking auf einer deutlich leistungsfähigeren Infrastruktur läuft. Sichtbare Veränderungen wird es neben der neu gestalteten Benutzeroberfläche mit einem moderneren Design und einer intuitiveren Bedienung dann in den kommenden Jahren geben: neue Funktionen, die wir auf Basis der Cloud realisieren können.
Wie sieht Ihre Arbeit in der Cloud aus?
Insgesamt arbeiten mehr als 190 Kolleg*innen in sechs Ländern an der Entwicklung der Plattform. Wir haben Entwickler in Frankfurt, in Spanien, in Polen, in Brasilien sowie in unseren Technologiezentren in Bukarest (Rumänien) und Indien. Dabei nutzen wir den agilen Entwicklungsansatz, das heißt wir entwickeln einzelne Komponenten oder Elemente der neuen Plattform in kurzen Iterationen. Wir wollen möglichst früh im Entwicklungsprozess eine funktionsfähige Version der Software haben, die wir dann in weiteren so genannten Sprints in wenigen Wochen weiterentwickeln. So können wir Feedback – auch von Kunden – direkt während der Entwicklung berücksichtigen.
Und wir arbeiten eng mit den Google-Ingenieuren zusammen, die uns dabei helfen, die Möglichkeiten der Cloud bestmöglich zu nutzen.
Das Interview wurde geführt von Markus Dahlem.
Über Samira Lauer
Samira Lauer arbeitet als Softwareentwicklerin bei der Deutschen Bank. Ihr Team arbeitet daran, eine neue Online-Banking-Plattform für alle Privatkunden der Deutschen Bank und der Postbank zu erschaffen.
Markus Dahlem
… betreut in der Konzernkommunikation den weltweiten Technologiebereich der Bank und verfolgt mit großem Interesse, wie die Entwickler die Bank die Möglichkeiten der Cloud-Technologie nutzen.
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